Feministisch-alternativer Fahrradladen 13.02.2020, 13:10 Uhr

Münsteraner Fachhändler investiert in Gebrauchtradgeschäft „Lila Leeze“

Die Zweirad Hansen GmbH aus Münster-Handorf hat zum Jahreswechsel das links-alternative Fahrradfachgeschäft Lila Leeze übernommen. Die neuen Inhaber wollen die Identität des Geschäfts wahren.
Belegschaft der Lila Leeze
(Quelle: Zweirad Hansen)
Die Lila Leeze behält ihren Namen, ihren Standort an der Dortmunder Straße im Hansaviertel in Münster und ihren Personalstamm. Norbert Hansen, als Gesellschafter von Zweirad Hansen und Marc Hansen als dessen Geschäftsführer erklären dazu: „Für uns beginnt das neue Jahr ereignisreich. Die Lila Leeze ist seit dem 1. Januar ein Betrieb der Zweirad Hansen GmbH, was uns mit Stolz erfüllt. Es ist nicht selbstverständlich, dass man einen so traditionsreichen Betrieb, der in einer Weise für Vielfalt steht, wie das nur Wenige tun, fortführen darf.“
Sie wollen das Konzept der Lila Leeze erhalten, insbesondere das große Angebot an Gebrauchträdern und die Verwurzelung in der Umwelt- und in der Frauenbewegung sowie in der schwul-lesbischen und in der kulturinteressierten Szene. Diese gehört nach Angaben der beiden Männer „zur bunten Identität der Lila Leeze und das soll ausdrücklich auch weiterhin so bleiben.“
Sie bedanken sich beim bisherigen Inhaber der Lila Leeze Jens Schneiderheinze für dessen Vertrauen. „Gerade in Zeiten, in denen die gesellschaftlichen Ränder immer stärker werden und die demokratische Mitte an Unterstützung verliert, halten wir es für äußerst wichtig, dass es einen Betrieb wie die Lila Leeze, die auch als Politikum immer wusste, wo sie stand und womöglich fast schon eine Art Kulturgut in Münster ist, weiterhin gibt“, so die beiden Fachhändler.
Zweirad Hansen an der Gildenstraße und die Lila Leeze an der Dortmunder Straße könnten ihre jeweiligen Angebote wechselseitig erweitern und viel voneinander lernen, finden die beiden Unternehmer. Das solle der Firma, den Mitarbeitern und der Kundschaft dienen. „Das könnte beispielsweise heißen, dass wir dem guten gebrauchten Fahrrad in der Fahrradwelt in Handorf mehr Raum einräumen, wie es umgekehrt bedeutet könnte, dass Kunden, die sich für Pedelecs interessieren, künftig auch vermehrt in der Lila Leeze fündig werden.“
Um das Engagement der Lila Leeze fernab vom Kernthema Fahrrad weiter auszubauen, planen die Betreiber regelmäßige Lesungen, Filmvorführungen, Workshops und Diskussionen. Die Lila Leeze solle ein Ort „von Menschen für Menschen“ bleiben, wo man sich gerne begegne. Der bisherige Leeze-Inhaber Jens Schneiderheinze habe für diesen Ansatz seine Unterstützung zugesagt. Schneiderheinze erklärte dazu: „Als Frauenfahrrad-Kollektiv begonnen, verkörpert die Lila Leeze ein wichtiges Stück Sozialgeschichte in Münster. Als die damalige Betreiberin Eva Peter 2014 plötzlich verstarb, wollten ihre Lebenspartnerin und ich verhindern, dass dieses Kleinod in Münster verschwindet. Nach sechs Jahren in meinen Händen bin ich glücklich, dass mit der Zweirad Hansen GmbH ein traditionsreiches Familienunternehmen dem Betrieb eine dauerhafte Zukunft eröffnet. Besonders schätze ich, dass auch die Philosphie der Lila Leeze und ihre Geschichte ihren Platz behalten werden.“ Als Fachfremder und ehemaliger Kinobetreiber widme er sich freiberuflich nun wieder stärker der Kultur und dem Film, will der Lila Leeze aber nicht nur als Kunde verbunden bleiben.
Geschichte der Lila Leeze
Die Lila Leeze begann im Jahre 1986 als Frauenfahrrad-Selbsthilfegruppe. Später wurde ein Kollektiv gegründet. Letztlich blieb Eva-Regina Peter als Betreiberin des Fahrradladens und der Werkstatt von Frauen für Frauen übrig. Der Selbsthilfegedanke und der Second Hand-Gedanke waren maßgeblicher Bestandteil der Lila Leeze, die nach eigener Darstellung in „quasi unvergleichlicher Weise für Teilhabe und Gleichberechtigung, für ein Miteinander, für Toleranz und Respekt und auf ganz unterschiedlichen Ebenen auch für Vielfalt steht.“ Auch Männer wurden später als Kunden bedient und als Mitarbeiter eingestellt.
Nachdem Eva-Regina Peter starb, übernahm 2014 ihr guter Freund Jens Schneiderheinze, damals Inhaber eines Kinos und eines Cafés an der Warendorfer Straße, die Lila Leeze. Er führte das Geschäft bis zum Jahresende 2019, modernisierte den Laden und baute ihn zum Ausbildungsbetrieb um. Aktuell wird die Leeze bei laufendem Betrieb vorsichtig renoviert. Mit Abschluss der Arbeiten soll es dann eine feierliche Neueröffnung geben.



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