Arbeitsmarkt 27.09.2022, 12:01 Uhr

Junge Angestellte verlieren Bindung an den Job

Knapp die Hälfte der Arbeitnehmer würde in Teilzeit wechseln, wenn es der Arbeitgeber erlaubt - das ist das Ergebnis einer Umfrage. Die Bindung an den Job nimmt demnach vor allem bei jungen Menschen ab.
Junge Arbeitnehmer verlieren die Lust an der Arbeit.
(Quelle: Shutterstock / VGstockstudio)
Einer steigenden Zahl von Menschen in Deutschland vergeht nach einer neuen Umfrage die Lust am Arbeiten. Knapp die Hälfte der Arbeitnehmer (48 Prozent) würde demnach in Teilzeit wechseln, wenn ihr Arbeitgeber das erlaubte. Und 56 Prozent erklärten, dass sie schnellstmöglich die Arbeit an den Nagel hängen würden, wenn sie finanziell nicht auf den Job angewiesen seien.
Das hat das Umfrageinstitut Yougov für eine alljährliche Berufestudie ermittelt, die der Versicherer HDI am Dienstag in Hannover veröffentlichte. Die Demoskopen befragten im Juni und Juli 3.891 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab 15 Jahren.

Vier-Tage-Woche

Vor Beginn der Corona-Pandemie 2019 hatten nur 41 Prozent gesagt, dass sie bei ausreichenden Finanzen das Arbeiten am liebsten einstellen würden. Mehr als drei Viertel sagten, dass sie die Einführung der Vier-Tage-Woche in ihrer jeweiligen Firma begrüßen würden, eine große Mehrheit allerdings nur bei vollem Lohnausgleich.
Die Bindung an die Arbeit nimmt demnach vor allem bei jungen Arbeitnehmern ab: So sagten 58 Prozent der unter 25-Jährigen, dass sie sich ein Leben ohne Beruf nicht vorstellen könnten - 2020 waren es noch 69 Prozent gewesen.

Die Erwartungen der Arbeitnehmer

Sowohl der Auftraggeber HDI als auch die Bundesagentur für Arbeit sehen die Umfrage als Beleg des raschen Wandels der Arbeitswelt: „Es verwundert nicht, dass die Anforderung von Unternehmen als auch die Erwartungen der Beschäftigten an ihr Arbeits- und Alltagsleben sich rasant verändern“, sagte Torsten Withake, Chef der nordrhein-westfälischen Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit.
„Besonders junge Berufstätige in Deutschland streben den Ergebnissen unserer Studie zufolge vehement nach mehr Freiräumen im Beruf“, berichtete HDI-Deutschlandchef Christopher Lehmann.
Die Erwartungen der Arbeitnehmer stehen dabei im Gegensatz zu den Anforderungen des Arbeitsmarkts. Nach Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gab es im zweiten Quartal dieses Jahr 1,9 Millionen offene Stellen, so viele wie noch nie seit Beginn der Erhebungen.

Fahrradbranche auch betroffen

Angespannt ist die Personalsituation demnach in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, aber auch Handwerk und IT-Branche melden viele offene Stellen. Der Fahrradhandel wurde nicht separat erfasst, aber dies betrifft ihn, weil viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen jung sind, und die Personalfluktuation vergleichsweise hoch. Dies mag andere Ursachen haben als hier erfasst, so sorgt etwa die sportliche Herkunft der Angestellten für eine junge Branche sowie geringe Bezahlung für hohe Fluktuation. Die Symptome aber, also die nachlassende Identifikation mit der Arbeit, werden durch aktuelle soziale Tendenzen noch verstärkt. Mehrere Fachhändler haben allerdings in SAZbike-Umfragen erklärt, wie sie dem begegnen: durch freie Wochenenden, Begrenzung der Stundenzahl, Urlaub in den Schulferien.


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