Maßnahme gegen Coronaflaute 16.04.2020, 14:42 Uhr

Wiener Fachhändler sichern Geschäft durch Crowdfunding

Das Wiener Fahrradgeschäft Starbike sichert seine Geschäftstätigkeit mit einer cleveren Crowdfundingkampgne. Bereits jetzt haben die Betreiber 100.000 Euro eingenommen.
Michael Knoll (links), Martin Tolksdorf
(Quelle: Starbike)
Erst 2019 hatte der in Wien etablierte Händler Starbike in ein neues, größeres Geschäftslokal investiert. Jetzt steht der Verkauf still. „Wir versuchen zwar, über Telefon, via Email und via Onlineshop einen Teil des Umsatzverlustes abzufedern, aber wir stehen für persönliche Beratung, für Ausprobieren. Das macht uns das Überleben derzeit sehr schwer“, erklären die Geschäftsführer Martin Tolksdorf und Michael Knoll. Vorerst sind sie bis wenigstens Juni liquide. Die Mitarbeiter befinden sich bereits in Kurzarbeit, niemand soll entlassen werden, Steuern sind gestundet, die Miete reduziert, Förderungen und Überbrückungskredite beantragt.
Aber bis diese Maßnahmen wirken, brauchen sie mehr Geld. Dies nehmen sie in geringem Umfang noch über die Werkstatt ein, weiter ist ihr Lager voll und sie können erst einmal ohne Lieferungen von außen überleben. Sie beraten via Telefon, Videocalls und Email, außerdem haben sie bereits die Infrastruktur für einen Online-Shop aufgesetzt. Der aktuelle Umsatz ist aber nicht kostendeckend. Die monatlichen Kosten betragen etwa 18.000 Euro für Gehälter solange noch keine Zahlen in Sachen Kurzarbeit vorliegen, dazu kommen etwa 5000 Euro für Miete, Betriebskosten und Strom sowie etwa 10.000 Euro für nicht stundbare Rechnungen der Lieferanten, und etwa 4000 Euro weitere Kosten für Verwaltung und Zinsen.
Und das finanzieren sie über Crowdfunding. 30.000 hätten sie gebraucht, bereits jetzt haben sie über 100.000 Euro auf der Crowdfunding-Plattform Conda eingenommen. Investieren kann 100 Euro, 300 Euro, 500 Euro, 1.000 Euro, 2.500 Euro und 5.000 Euro. Das Investment wird über Bargeld zurückgezahlt. Dazu erhalten die Investoren einen Zinssatz von 8 Prozent auf ihr Geld, bei Überschreiten eines bestimmten Umsatzes sogar 12 Prozent. Diese Zinsen werden in Form von Gutscheinen ausgezahlt. Außerdem erhalten die Investoren neben diversen, mit dem Investment wertvolleren Materialpaketen und steigenden Vergünstigungen, auch Radservice ohne Termin, und das für immer. Beim Höchstbetrag wird eine der Ausfahrten nach dem Investor benannt.
„Die 30.000 Euro, die wir hier als Finanzierungsschwelle angegeben haben, retten uns ohne zusätzliche Umsätze über den April 2020. Alles, was wir darüber hinaus durch diese Kampagne erhalten, wird ausschließlich dafür aufgewendet, die laufenden Kosten zu bedienen und wird als Umsatzkompensation angesehen“, erklären Tolksdorf und Knoll.
Ihren Optimismus bewahren sie, ebenso wie viele Branchenexperten in Deutschland, und erklären: „Sobald sich die Lage halbwegs normalisiert hat, rechnen wir damit, dass ein Teil des Geldes, das sonst für Urlaubsreisen reserviert wäre, jetzt für den Kauf von hochqualitativen Zweirädern bereitstehen wird. Eine Situation, für die wir bestens gerüstet sind. Als Fahrradhändler wollten wir dieses Jahr erste Initiativen setzen, um auch auf den Ausbau von Fahrradinfrastruktur zu drängen, wir sind fest davon überzeugt, dass die Krise, in der wir uns gerade befinden, auch ein Umdenken bei einer Mehrheit der Menschen einleiten wird. Wir können Hausaufgaben machen, die sonst im Tagesgeschäft liegen bleiben, und wir können uns in Sachen Online-Dienstleistung noch breiter aufstellen. Wir überlegen auch schon seit Längerem, Beratungsgespräche mit Terminen zu vergeben, das können wir jetzt in Ruhe testen. Wir können die Krisenzeit also nutzen, um unser Geschäft zukunftsfit zu machen.“
Zur Crowdfunding-Kampagne geht es hier.


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