Nach dem 9-Euro-Ticket 06.07.2022, 10:49 Uhr

Verkehrsclub Deutschland fordert günstige Länder-Tickets

Noch ist nicht bekannt, ob es nach dem Ende der 9-Euro-Tickets einen vergleichbares Angebot geben soll. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert daher nun Länder-Plus-Tickets.
Der VCD fordert übergreifende Länder-Plus-Tickets nach Ablauf des Neun-Euro-Tickets.
(Quelle: Shutterstock / Filmbildfabrik)
Die ersten Erfahrungen mit dem 9-Euro-Ticket hätten gezeigt, dass das Angebot ankommt und die Menschen die Busse und Bahnen nutzen wollen. Im Juni wurden insgesamt 21 Millionen Fahrscheine verkauft, ein Zeichen dafür, dass in den letzten Jahrzehnten ein großes Fahrgastpotenzial verschenkt wurde. Das aktuelle Angebot für neun Euro bietet vielen Menschen, die zuvor kaum oder nie Bus und Bahn gefahren sind, einen Anreiz, diese Verkehrsmittel wieder neu zu entdecken. 
Für einige ermöglicht der günstige Preis aber auch Erlebnisse und Ausflüge, die sonst nicht bezahlbar werden. Die normalen Abopreise sind in manchen Verbünden zudem so teuer, dass sich Menschen mit geringem Einkommen diese häufig nicht leisten können, obwohl sie auf den ÖPNV angewiesen sind. Der VCD fordert deshalb in der Nachfolge des 9-Euro-Tickets ein für alle bezahlbares und finanzierbares Tarifsystem mit dem Fokus auf bundesweiten Sozialtickets und Entlastungen für Familien. 

So sollen die Länder-Plus-Tickets aussehen

Das Tarifkonzept des VCDs zu künftigen Länder-Plus-Tickets soll einfach, für alle bezahlbar und solide finanzierbar sein. Der Vorschlag soll zudem von den Verkehrsunternehmen und -verbünden, der Politik und der Zivilgesellschaft diskutiert und weiterentwickelt werden können. Bis spätestens Januar 2023 soll aber ein deutschlandweites Tarifmodell umgesetzt werden - so die Forderung. Der VCD schlägt daher folgende Geltungsbereiche der Länder-Plus-Tickets vor: 
  • Bayern-Plus-Ticket
  • BaWü-Ticket
  • Mitte-West-Plus-Ticket
  • NRW-Plus-Ticket
  • Nord-West-Plus-Ticket
  • Nord-Ost-Plus-Ticket
  • Brandenburg-Berlin-Plus-Ticket
  • Mitteldeutschland-Plus-Ticket
  • Deutschland-Ticket-Regionalverkehr
Mit dieser Neuaufteilung will man bisherige Verbund- und Tarifgrenzen auflösen. Als mindestens landesweit gültige Monats- und Jahresabos für den Nah- und Regionalverkehr sollen sie nicht nur in den Regionalzügen aller Eisenbahnunternehmen, sondern auch in allen Nahverkehrsbussen, Straßen-, Stadt- und U-Bahnen im jeweiligen Ticketbereich gelten. Die Geltungsbereiche sollen sich außerdem überlappen. Das heißt, jedes Länder-Plus-Ticket soll immer mindestens bis zum nächsten Mittelzentrum des angrenzenden Geltungsbereiches gültig sein.

Das sollen die Tickets kosten

Der Preis der Länder-Plus-Tickets sollte sich an dem der bestehenden klassischen Verbund-Abos orientieren und nicht wesentlich darüber liegen. Damit sie bezahlbar sind und das Angebot angenommen wird, schlägt der VCD einen Preis von 75 Euro im Monat beziehungsweise 900 Euro im Jahr vor. Aktuell zahlen Abonnenten und Abonnentinnen nach Berechnungen des VCD im Schnitt rund 850 Euro im Jahr – in breiter Preisspanne für meist deutlich kleinere Geltungsbereiche. Auch wenn mit einem gewissen Anstieg von Fahrten über den heimischen Verkehrsverbund oder das Bundesland hinweg zu rechnen ist, sollte das Ticket aufkommensneutral umsetzbar sein. Jobtickets sollen mit 60 Euro pro Monat beziehungsweise 720 Euro im Jahr bepreist und weiter gefördert werden. 
Empfänger und Empfängerinnen einkommensgeprüfter Leistungen, Schüler, Azubis und Studierende sollen einen ermäßigten Preis von 30 Euro im Monat oder 360 Euro im Jahr zahlen. So soll  noch Geld für Fahrrad und (Fern-)Reisen übrig bleiben. Diese Personengruppen sollen außerdem bis einschließlich 17 Jahre eine anbieterunabhängige, bundesweit gültige BahnCard 25 kostenlos erhalten. So will der VCD allen Menschen die Teilhabe am sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben ermöglichen.


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