Ergebnis einer Bosch-Umfrage 26.03.2021, 08:13 Uhr

Radverkehr soll stärker als andere städtische Verkehrsmittel wachsen

64 Prozent der Deutschen erwarten, dass das Elektrorad als Verkehrsmittel in der Stadt binnen fünf Jahren wichtiger wird. Auf Platz zwei, noch vor Autos: das unmotorisierte Fahrrad.
Elektroradfahrer in der Stadt
(Quelle: Bosch E-Bike Systems)
Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GFK) im Auftrag von Bosch E-Bike Systems (Reutlingen). Für das Fahrrad und den ÖPNV erwarten dies 54 Prozent und 48 Prozent der Befragten – für das Auto lediglich 21 Prozent.
„Die Corona-Krise hat insbesondere in den Städten dazu geführt, dass viele Menschen ihre Mobilitätsoptionen überdenken“, sagt Claus Fleischer, Geschäftsleiter von Bosch E-Bike Systems. Die Studie zeigt, dass annähernd 30 Prozent der Menschen in Deutschland im vergangenen Jahr mehr Fahrrad gefahren sind. Dieser Trend wird sich 2021 fortsetzen: Mehr als jeder Dritte plant, das Fahrrad in diesem Jahr häufiger zu nutzen als 2020. Die wachsende Popularität des Elektrorads zeigt sich auch in der Kaufabsicht: 16 Prozent der Befragten planen laut der Umfrage die Anschaffung ihres ersten Pedelecs oder S-Pedelecs im kommenden Jahr.
Fehlende Radwege hemmen nachhaltige Mobilität
Doch die nur unzureichend auf den Radverkehr ausgerichtete Infrastruktur hält viele Menschen vom Radfahren ab. „Damit noch mehr Menschen auf das Fahrrad oder E-Bike umsatteln, muss der Verkehrsraum neu aufgeteilt werden. Die Infrastruktur wurde jahrzehntelang nur auf den Autoverkehr ausgerichtet, jetzt müssen Fahrradfahrer und Fußgänger stärker in den Fokus rücken“, sagt Claus Fleischer. Die in der Corona-Pandemie vorübergehend eingerichteten Radwege haben die Debatte um die städtischen Flächen neu angestoßen. Laut der Studie der GFK befürwortet eine Mehrheit der Deutschen, dass die provisorischen Radwege in Zukunft beibehalten werden. Aktuelle Zahlen der Stadt Paris zeigen etwa, wie solche Ad-hoc-Maßnahmen die Mobilität in Städten verändern können: Sechs von zehn Nutzern der provisorischen Radwege dort haben das Rad zuvor nicht benutzt. Seit 2019 setzt die Stadt auf Pop-up-Radwege und hat sie in der Corona-Pandemie noch stärker ausgebaut. 
Laut GFK würde mehr als ein Drittel der Menschen in Deutschland, die bisher nicht täglich Rad fahren, das E-Bike oder Fahrrad häufiger nutzen, wenn es mehr Radwege gäbe. Auch der Sicherheitsaspekt spielt bei der Nutzung eine zentrale Rolle. Insbesondere die Wünsche nach weniger Autos und LKWs im Straßenverkehr sowie diebstahlsicheren Abstellplätzen für Fahrräder müssten verstärkt in der Verkehrsplanung berücksichtigt werden, um noch mehr Menschen im Alltag auf das Rad zu bringen.
Mehr als die Hälfte der Befragten fordert daher, dass vor allem Radfahrer von zukünftigen Infrastrukturmaßnahmen profitieren. Eine Erwartung, die von der Mehrheit der Bewohner aller Ortsgrößen geteilt wird – von der Kleinstadt bis zur Großstadt – und die im Anfang Februar gestarteten 660-Millionen-Euro-Investitionsprogramm des Bundes „Stadt und Land“ für neue Radwege, Fahrradstraßen und zur Förderung des Lastenradverkehrs aufgegriffen wird. „In den letzten Jahren gab es durchaus Bewegung, was die Fahrradförderung betrifft – aber dies reicht bei weitem nicht aus. Die Infrastruktur hinkt dem Bedarf weit hinterher, denn die Planungs- und Genehmigungsverfahren in Deutschland dauern viel zu lange“, sagt Fleischer. „Wir können die Mobilitätswende aber nur erfolgreich gestalten, wenn wir eine positive und ganzheitliche Fahrradkultur leben und beherzt fördern. Das gilt für die Mobilität im Alltag, aber auch für Touren in der Freizeit oder Ausflüge am Wochenende. Die Förderung des Fahrrads darf nicht am Waldrand aufhören. Denn wer in seiner Freizeit Fahrrad fährt, nutzt dies auch vermehrt im Alltag und umgekehrt.“
Die Studie wurde im Dezember 2020 durchgeführt. Etwa 1.000 Männer und Frauen im Alter von 18 bis 74 Jahren in Deutschland wurden online befragt.



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