Hohe Dunkelziffer 28.06.2022, 10:00 Uhr

Ladendiebstähle kosten den Einzelhandel wieder Milliarden

Im vergangenen Jahr haben Kunden und Kundinnen im deutschen Einzelhandel Waren im Wert von 2,1 Milliarden Euro gestohlen. Aufgrund der Corona-Maßnahmen ist die Schadenssumme im Vergleich zum Vorjahr geringfügig gesunken.
Mann klaut Ware in einem Laden
(Quelle: Mike_shots/Shutterstock)
Laut polizeilicher Kriminalstatistiken wurden im letzten Jahr 15,6 Prozent weniger Ladendiebstähle angezeigt als im Vorjahr. Nach Ansicht des EHI Retail Instituts spiegelt dieser Werte jedoch nicht die Entwicklung der Inventurdifferenzen wider. Studienergebnisse des Instituts zeigen einen deutlich geringeren Rückgang. Zwar wurden im vergangenen Jahr nur noch 256.694 (2020: 304.005) Ladendiebstähle angezeigt, aber rechnerisch blieben 19,8 Millionen Ladendiebstähle mit einem durchschnittlichen Warenwert von rund 106 Euro unentdeckt.
„Das bedeutet, dass die polizeilich erfassten Ladendiebstähle nur die Spitze des Eisbergs darstellen und die Mehrheit aller Delikte nicht bei der Tatausführung erkannt und dementsprechend nicht angezeigt wird. Der drastische Rückgang der Ladendiebstahlsanzeigen ist nur mit den reduzierten Ausgaben für Detekteien zu erklären, denn sie bringen normalerweise die meisten Fälle zur Anzeige“, erklärt Frank Horst, EHI-Experte Inventurdifferenzen und Autor der Studie.
„Der Schaden durch Ladendiebstähle im Milliardenbereich ist keine Kleinigkeit und belastet die Händler und Händlerinnen erheblich, gerade weil sie außerdem jährlich mehr als eine Milliarde Euro für die Diebstahlprävention aufwenden“, kommentiert Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE) die aktuellen Zahlen. Das nach wie vor hohe Dunkelfeld belege, dass viele Händler und Händlerinnen nicht mehr motiviert seien, Ladendiebstähle zur Anzeige zu bringen. „Anzeigen werden in der Regel nur erstattet, wenn die Händler und Händlerinnen den Täter oder die Täterin selbst überführen konnten“, so Genth weiter. Auch weil im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie der Einsatz von Ladendetektiven zurückgefahren worden sei, könne der Rückgang der in der PKS erfassten Ladendiebstähle nicht überraschen.

Strengere Maßnahmen gefordert

Der HDE fordert, dass die Taten konsequent strafrechtlich verfolgt und sanktioniert werden müssen, um hier ein klares Stoppschild für Nachahmungs- und Wiederholungstäter aufzustellen. Auch die Justiz müsse noch konsequenter und effizienter arbeiten und auch entsprechend ausgestattet werden. Der HDE unterstützt daher die Vereinbarung der Koalitionspartner, den Pakt für den Rechtsstaat gemeinsam mit den Ländern zu verstetigen und um einen Digitalpakt für die Justiz zu erweitern.


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