Büchel-Tochtergesellschaft 08.11.2023, 09:55 Uhr

Sattelhersteller Wittkop feiert 125-jähriges Jubiläum

1898 startete die wechselvolle Geschichte des Sattelproduzenten Wittkop, seit 1986 eine Tochtergesellschaft des Teileherstellers Büchel (Fulda). Weltkriege, Wirtschaftskrisen, aber auch Weitsicht prägten den Werdegang.
Hans-Michael Greifenegg
(Quelle: Büchel)
1898 wurde die Firma Wittkop & Co. in das Handelsregister des Amtsgerichts Bielefeld eingetragen. Gesellschafter waren zunächst Franz Wittkop und Fritz Luce, später wurde der Prokurist Richard Ziegler zum Alleininhaber. Er trieb das Auslandgeschäft entscheidend voran. 
1929 wurden neben der Produktion von Sätteln, Taschen und Lederwaren auch Kinderroller in das Produktportfolio aufgenommen. Bis zum Tod des Mitbegründers und Namensgeber der Firma, Franz Wittkop, im Jahr 1934, gehörte das Unternehmen schon zu den bedeutendsten Produzenten der Zweirad-Teilindustrie.

Aufstieg und Innovationen

1955 wurde erstmals wurde die Produktion von einer Million Sättel überschritten. Unter der Leitung von Dieter Orf wurden Produkte wie Wipp-Roller und der bahnbrechende Schwingsattel, später in „Medicus-Sattel“ umbenannt, am Markt etabliert. In den Folgejahren wurde u.a. ein Sattel mit einem Kunststoffuntergestell produziert. Doch auch durch diese Innovation wurde die wirtschaftliche Situation nicht wesentlich verbessert. Das Unternehmen kostendeckend zu führen, gelang dem damaligen Eigentümer, der Familie König und dem Geschäftsführer Heinrich Orf, nicht. Für einige „unglückliche“ Entscheidungen waren sie mitverantwortlich.

Büchel-Übernahme sicherte die Zukunft

Als Folge daraus geriet das Unternehmen 1986 in wirtschaftliche Schwierigkeiten und wurde von Erhard Büchel und Hugo Görner aus der Insolvenz heraus erworben. Der Produktionsstandort wurde nach Bad Salzuflen verlegt und im Jahr 1990 darüber hinaus die Sattelfabrik des Fahrradherstellers Möve aus Mühlhausen/ Thüringen erworben. Die Produktion erfolgte fortan an diesem Standort. Nach dem Ausscheiden von Hugo Görner wurde Wittkop in die Büchel Unternehmensgruppe integriert und die Produktion nach Zella-Mehlis, einem weiteren Büchel-Standort verlagert. Trotz all dieser Bemühungen gestaltete sich die Verkaufssituation bis zu diesem Zeitpunkt schwierig. Im Jahr 2003 erfolgte ein entscheidender Wendepunkt mit dem Kontakt zu Hans-Michael Greifenegg, dem gebürtigen und überzeugten Südtiroler – ein ausgewiesener Sattelspezialist.

Hans-Michael Greifenegg wird Wittkop-Geschäftsführer

Jetzt kehrte „frischer Wind“ in das Unternehmen ein: Wittkop wurde als eigenständige GmbH ausgegliedert. Hans-Michael Greifenegg, der auch Gesellschaftsanteile übernahm, zeichnet bis zum heutigen Tag als Geschäftsführer verantwortlich für das komplette Sattelprogramm, das er kontinuierlich in Deutschland und Italien aufbaute. Durch die Verbindung der Büchel Gruppe zu China wird ein Großteil der entwickelten Sättel auch in Tianjin hergestellt. Die Produktion der High-End-Linie verbleibt in Deutschland und Italien. Außerdem machte Greifenegg das, was alle erfolgreichen Unternehmen auszeichnet: Er baute die Stärken aus, etwa die Bekanntheit und den Ruf der Marke Wittkop. So gelang Wittkop der Sprung zurück in die Erfolgsspur und das Unternehmen konnte sich bis zum heutigen Tag als größter deutscher Sattelproduzent am Markt etablieren.
Um den geänderten Verhältnissen am Markt, wie beispielsweise dem Siegeszug des Pedelecs, Rechnung zu tragen, wurde die Produktlinie erweitert: So werden seit 2022 selbst entwickelte Fahrradgriffe in Barchfeld hergestellt, ebenso umfasst das Programm Fahrradpedale und Lenkerbänder für Rennräder. Zusätzlich sind seit diesem Jahr auch Fahrradspiegel, die sich mit den Fahrradgriffen kombinieren lassen, neu im Programm.
Greifenegg verrät auch, wie er sich die Zukunft des Sattelmarktes vorstellt: „Das Radfahren hat sich in den letzten Jahren sehr geändert. Integration und Kommunikation der Fahrradteile steht jetzt im Fokus.“


Das könnte Sie auch interessieren