Energiepreise verkraftbar, Konsum kritisch 28.09.2022, 15:26 Uhr

VDZ und VSF sehen Fachhandel stabil aufgestellt

Branchenübergreifend leidet der Einzelhandel unter den Energiepreisen, einzelne Handelsverbände warnen vor Insolvenzen. In der Fahrradbranche dagegen herrscht Zuversicht. Zumindest bei den meisten.
Die Fahrradbranche sieht verhalten optimistisch in die Zukunft.
(Quelle: Shutterstock / BonNontawat)
Selten urteilte die Branche so unklar über die Zukunft. Einige mahnen zur Vorsicht, viele sind verhalten optimistisch. Verunsichernd wirkt vor allem die volkswirtschaftliche Entwicklung: Inflation, Energiepreise, branchenübergreifende Insolvenzwarnungen vom HDE, Sparaufrufe aus der Politik, klar sitzt das Geld für den Konsum nicht mehr so locker. Andererseits ist da die Fahrradbranche: kerngesund und eine Zukunftsbranche. Doch ein einheitliches Bild ist nicht ersichtlich. Einzelne Fachhändler planen bereits Sparmaßnahmen bis hin zur Schließung kleinerer Filialen. Selbst große Fahrradfachhandelsverbände erklärten gegen über SAZbike, dass sie sich dazu nicht äußern wollen, weil sie die Gesamtlage nicht einschätzen können.
Vorwiegend aber herrscht verhaltener Optimismus. Uwe Wöll vom Verbund Service und Fahrrad (VSF) erklärt: „Ein stationäres Handelsgeschäft zu betreiben ist seit mehr als zwei Jahrzehnten eine große Herausforderung. Die stabilen Zeiten der Familienbetriebe mit angestammter Kundschaft sind lange vorbei. Im Fahrradfachhandel begleiten wir in der letzten Dekade gute Entwicklungen mit stetigen Umsatzsteigerungen und stabilen Anteilen am Gesamtmarkt. Existenzbedrohungen, wie es der HDE einschätzt, sehen wir kurzfristig nicht. Steigende Energiepreise sind vielleicht schmerzhaft, aber nicht existenziell. Eine Bedrohung ist nur aus der Summe der Krisen und Herausforderungen zu erkennen – die betreffen aber nicht den Handel im spezifischen, sondern uns alle.“
Auch der Verband des Deutschen Zweiradhandels (VDZ) steht mit vielen seiner 750 Mitglieder im Austausch. Zwar betreiben diese oft relativ große Flächen zur Präsentation, die hohe Heizkosten mit sich bringen. Allerdings gibt es auch einige Faktoren die positiv für den Zweiradfachhandel sind.
Hans-Peter Obermark, zuständig für die Mitgliederbetreuung im VDZ, erklärt: „Der Zweiradfachhandel hat einige sehr gute Jahre hinter sich, im Gegensatz zu den meisten anderen Bereichen des Einzelhandels. So sollten die Betriebe alle wirtschaftlich gesund und gestärkt sein, wenn keine anderen eklatanten betriebswirtschaftlichen Fehler in der Vergangenheit gemacht worden sind.“

VDZ: Kapitalbindung ist das größere Problem

Eine viel größere Gefahr sieht der VDZ-Experte in den großen Warenmengen, die derzeit von einigen Herstellern in den Handel geliefert werden. Teilweise kommt diese Ware um Monate oder sogar Jahre verspätet und muss vom Handel entsprechend vorfinanziert und sicher gelagert werden. Das könnte die Kapitaldecke vieler Unternehmen stark belasten und die Lagerkapazitäten schnell an seine Grenzen bringen. „Der VDZ erwartet da im Namen seiner Mitglieder eine sehr flexible und individuelle Handhabung und Gesprächsbereitschaft zur gemeinsamen Bewältigung dieser Problematik seitens der Hersteller und Lieferanten, federt der Fachhandel doch momentan einen Großteil der Risiken der Hersteller und Lieferanten ab, die sobald ein Rad auslieferbereit ist, es an den Handel ausliefern und berechnen, unabhängig davon für wann es der Fachhandel vorgeordert hatte und benötigt hätte“, so Obermark.



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