Einzelhandel in der Krise 28.03.2023, 10:20 Uhr

Österreichs Innenstädte verlieren weiter an Handelsfläche

Die diesjährige Analyse von 24 Einkaufsstraßen und 16 Kleinstädten des „S+M City Retail Health Checks“ ergab, dass sich die Einzelhandelsfläche im Vorjahresvergleich erneut verringert hat. Die Inflationskrise ist eine der Hauptursachen für diese rückläufige Entwicklung.
(Quelle: Shutterstock / trabantos)
Gemeinsam mit dem Handelsverband stellt die österreichische Beratungsgesellschaft Standort und Markt die Ergebnisse des aktuellen „S+M City Retail Health Check“ vor. Standort und Markt erfasst seit 2013 sämtliche Einzelhandelsflächen der 20 größten Städte Österreichs, was ein unabhängiges Monitoring des Zustands und der Veränderungen in den österreichischen Ballungszentren erlaubt. Die diesjährige Untersuchung ergab einen Rückgang der Handelsfläche von rund 1.600 Quadratmetern in den wichtigsten Einkaufstraßen der Republik. „Allein im Mode- und Schuhhandel ist die Verkaufsfläche im letzten Jahrzehnt um 16 Prozent eingebrochen“, resümiert Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands. „Der Bekleidungssektor nimmt zwar in Innenstädten noch immer fast die Hälfte der gesamten Einzelhandelsflächen ein, er hat aber 2020 und 2021 stark an den Online-Handel verloren“, so Will weiter.
Nach der Pandemie trägt nun die Inflation zu einem Strukturwandel bei, der die Stadt- und Ortsbilder Österreichs trifft. Zwar ist der Anteil an leerstehenden Flächen im letzten Jahr von 7,4 auf 6,8 Prozent gesunken, „allerdings verzeichnen wir seit einigen Jahren ein maßgebliches Wachstum bei Flächen im Umbau, die oftmals ehemalige Shopflächen beinhalten“, so Standort+Markt-Gesellschafter Roman Schwarzenecker. „Ob diese zukünftig tatsächlich einen Nutzer finden bleibt offen, die Leerstandsquote könnte damit in den kommenden Jahren weiter steigen“, ergänzt Schwarzenecker.
Lediglich neun österreichische Einkaufsstraßen weisen eine positive Shopflächen-Entwicklung auf. Dornbirn, die Wiener Landstraßer Hauptstraße, Amstetten, die Wiener City (1. Bezirk) und Linz konnten in den vergangenen neun Jahren die größten Flächenzugewinne verzeichnen.
Nach wie vor gibt es in der Wiener Mariahilfer Straße, Österreichs größter Einkaufsstraße, die meiste Verkaufsfläche. In den letzten beiden Jahren wurde jedoch auch hier ein Rückgang von 5 Prozent verzeichnet, wodurch sie nur noch knapp vor der Wiener City insgesamt liegt.

Top 5: Gesamtverkaufsfläche

1.    Wien, Mariahilfer Straße (212.200 Quadratmeter)
2.    Wien, City (207.300 Quadratmeter)
3.    Graz (167.300 Quadratmeter)
4.    Linz (144.300 Quadratmeter
5.    Innsbruck (116.100 Quadratmeter)
Das Fazit von Standort+Markt-Geschäftsführer Hannes Lindner fällt besorgt aus: „Die Shopflächen in den Cities schrumpfen. Und das Jahr für Jahr. Die derzeitige Situation stufen wir als heikel ein. Wir blicken besorgt auf die Shopbetreiber, die von einem Krisenmodus in den nächsten schlittern. Gerne würden wir Mut und Zuversicht aussprechen, befürchten aber, dass nicht nur wirtschaftlich bei manchen Marktteilnehmern die Segel gestrichen werden, sondern auch emotional. Die Turbulenzen im Shopflächenmarkt können sich damit umfassender gestalten, als wir sie heute vermuten.“


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