Nachfolger gesucht
26.06.2025, 11:08 Uhr
Übergabe statt Aufgabe: Eurobike-Forum beleuchtet Generationenwechsel im Handel
Die Eurobike reagierte auf den demografischen Wandel im Fachhandel: Ein Workshop-Format zur Handelsnachfolge soll Inhaber und potenzielle Nachfolger zusammenbringen und praxisnah informieren.
Blume will Geschäftsmodelle entwickeln, die das Fahrrad stärken – aber auch sicherstellen, dass für den Handel etwas übrig bleibt.
(Quelle: Moritz Diethelm für SAZBike.de)
Die demografische Entwicklung im Fahrradfachhandel war auch auf der diesjährigen Eurobike ein zentrales Thema. Mit dem Workshopformat „Handelsnachfolge“ reagierte die Messe auf die wachsende Herausforderung, geeignete Nachfolger für bestehende Fahrradgeschäfte zu finden.
In Zusammenarbeit mit der Fahrrad-Beratungsgesellschaft 53-Elf bot die Eurobike einen Workshop, der sich an Geschäftsinhaber und potenzielle Nachfolger richtete. Geleitet wurde das Format von Ulf-Christian Blume, Inhaber von 53-Elf und Experte für Unternehmensnachfolge in der Fahrradbranche.
Blume warnt, dass die Nachfolgefrage nicht erst mit dem Renteneintritt akut werde: „Nicht jeder will mit 65 aufhören – aber wer mit 60 nicht anfängt zu planen, arbeitet womöglich bis 75 planlos weiter.“ Das Durchschnittsalter der Fachhändler liege mittlerweile bei Ende 50, so Blume. Eine gute Nachfolgeregelung brauche mindestens zwei Jahre Vorlauf.
Das Format verstand sich laut Blume vor allem als Hinweisgeber für die Branche – ein Einstiegspunkt, um das Thema Nachfolge frühzeitig und strukturiert anzugehen. Für viele Händlerinnen und Händler könne der Workshop ein Startschuss für eine individuelle Beratung sein, die Blume und sein Team ebenfalls anbieten.
Wie läuft eine Nachfolgeberatung ab?
Blume erläuterte im Gespräch, wie ein typischer Nachfolgeprozess aussieht: Zunächst besucht er das Fachgeschäft vor Ort und führt eine Anamnese durch, bei der auch persönliche „rote Linien“ besprochen werden.
Es folgt eine umfassende betriebswirtschaftliche Beratung, die sowohl den materiellen als auch den ideellen Wert des Unternehmens berücksichtigt. Ein professionelles Exposé mit allen relevanten Daten wird erstellt, und Blume begleitet den gesamten Prozess bis hin zum Vertragsabschluss.
„Wir brauchen den stationären Fahrradhandel“, sagte Blume mit Nachdruck. Fahrräder würden probegefahren, Werkstattservice sei lokal gebunden – das könne der Online-Handel nicht gänzlich ersetzen.
„Ich kämpfe dafür, dass der Fachhandel nicht vor die Hunde geht“, so Blume. Es sei wichtig, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die das Fahrrad stärken – aber auch sicherstellen, dass für den Handel etwas übrig bleibt.
Mit dem Workshop setzte die Eurobike ein deutliches Zeichen für die Zukunftssicherung des stationären Fahrradhandels – und bot eine wertvolle Plattform für Austausch, Orientierung und erste Schritte in Richtung Nachfolge.