VSF-Handelsbilanz 12.03.2020, 09:29 Uhr

Stationärer Fachhandel wächst mit Pedelec-Boom

Auf 6,3 Mrd. Euro stieg der Gesamtumsatz im Fahrradhandel 2019 nach einer Erhebung des Verband Service und Fahrrad (VSF). Das entspricht einem Anstieg um 75 Prozent in den letzten fünf Jahren.
Pedelecs sind wichtige Umsatzträger.
(Quelle: VSF)
Von solchen Zahlen können andere Branchen nur träumen. Dabei hat der stationäre Fachhandel seine Qualitätsführerschaft weiter ausgebaut. Verbraucher setzen gerade in Zeiten des E-Bikes auf hochwertige Produkte aus dem Fachhandel vor Ort. Dreiviertel des Gesamtumsatzes entfallen auf diesen Vertriebskanal. In den über 230 VSF-Fachgeschäften kostete ein Fahrrad 2019 nach Angaben des Verbandes durchschnittlich 2.119 Euro. Das entspricht mehr als dem Doppelten des Branchendurchschnitts über alle Vertriebskanäle. Unmotorisierte Fahrräder wurden im VSF-Fachhandel für 1.328 Euro verkauft (+ 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr), während Pedelecs auf aktuell 3.191 Euro kamen.
Innerhalb des Angebots des Fachhandels entfallen laut VSF 70 Prozent des Umsatzes auf Fahrräder und Pedelecs, 16 Prozent auf Zubehör und 14 Prozent auf Werkstattleistungen. 5.200 Unternehmen zählt der VSF zurzeit zum Fahrradeinzelhandel – inklusive der Internetversender. 80 Prozent davon sind stationäre Fachgeschäfte, also Läden und Fachmärkte, die überwiegend mit Fahrrädern bzw. E-Bikes sowie Zubehör handeln und Werkstattservice anbieten. Nicht inbegriffen sind SB-Warenhäuser, Baumärkte, Lebensmitteleinzelhandel und reine Internetversender. Die Größe variiert stark, vom Einzelkämpfer bis zum großflächigen Fachmarkt mit mehr als 30 Vollzeitkräften. 50 Prozent der Unternehmen erwirtschaften einen Jahresumsatz von weniger als 250.000 Euro, bei 15 Prozent liegt der Umsatz über 1 Million Euro.
Weniger Händler, mehr Umsatz
Der VSF beschreibt eine Konzentration: die Zahl der Unternehmen nimmt ab, während der Umsatz steigt. Zur Umsatzsteigerung im Fachhandel trägt vor allem auch der wachsende Anteil der E-Bikes am Gesamtvolumen der verkauften Räder bei: 31,5 Prozent branchenweit (34,1 Prozent im VSF-Fachhandel). Für 2020 erwarten knapp 90 Prozent der VSF-Händler eine Steigerung der Verkaufszahlen bei Pedelecs von 10 Prozent oder mehr. 52 Prozent erwarten, dass sich ihre wirtschaftliche Situation „gleichbleibend gut“ entwickelt, 46 Prozent rechnen sogar mit einer Verbesserung.
Leasing und Individualisierung
Fahrradleasing stellt im allgemeinen Fahrradhandel eine weitere wichtige Ursache für die positive Entwicklung dar: Der durchschnittliche Preis eines geleasten Fahrrades lag 2019 bei mehr als 3.000 Euro. Für 2020 erwartet der VSF beim Abschluss von Leasing-Verträgen einen Anstieg um 50 Prozent. Die starke Stellung des stationären Fachhandels begründet der Verband damit, dass Fahrräder und E-Bikes erklärungsbedürftig seien und individuell angepasst werden müssten. „Käufer wollen ausprobieren und nach dem Kauf die Sicherheit haben, einen kompetenten Ansprechpartner für Fragen und Werkstatt-Service vor Ort zu haben“, so Albert Herresthal, der Geschäftsführer im VSF. Er fährt fort: „Anders als in den meisten anderen Branchen ist bei Fahrrad und E-Bike der stationäre Fachhandel die dominierende Vertriebsform – das ist eine Abstimmung der Verbraucher durch ihr Kaufverhalten. So kommt dem Fachhandel hier eine besondere Verantwortung zu. Daher mahnen wir die Politik, den Bau einer komfortablen und sicheren Infrastruktur deutlich zu beschleunigen. Und den Fahrradherstellern sagen wir: Vergesst bei der Produktentwicklung nicht das unmotorisierte Fahrrad. Es wäre ein strategischer Fehler, sich ausschließlich auf das E-Bike zu fokussieren“.


Das könnte Sie auch interessieren