Moonova 23.02.2022, 12:00 Uhr

Was Augmented Reality im Handel leisten kann

Mithilfe von Augmented Reality (AR) kann die reale Welt um virtuelle Aspekte erweitert werden. Wenige Händler nutzen dieses Tool bisher, dabei ergeben sich aus der Software vielfältige Nutzungsmöglichkeiten.
Augmented Reality hat Potenzial für den Handel.
(Quelle: Pixabay)
Um zu verstehen, welchen Nutzen AR haben kann, hilft ein konkretes Nutzungsszenario: Auf der Eurobike war wohl schon jeder mal an dem Punkt, an dem er oder sie sich frägt: Wo war noch mal Aussteller XY? In welcher Halle finde ich Zubehör? Welchen Eingang muss ich nehmen, um am schnellsten an mein Ziel zu gelangen? Mit AR gibt es keine zerknitterten Hallenpläne mehr, vielmehr öffnet man eine App auf dem Handy, die mithilfe der Kamera die Umgebung scannt. Man gibt ein, wo man hin möchte und es erscheinen Wegbeschreibungen direkt in der App, die einem zum Ziel bringen. 
Das geht aber nicht nur auf Messen, sondern auch in Geschäften, erklärt Sascha Kiener von Svarmony Technologies in einem Vortrag auf der Moonova. Das Unternehmen hat bereits diverse AR-Apps entwickelt, etwa zum Konfigurieren eines Porsche-Modells. Mit AR-Apps können auch Shops für Endkunden einfacher navigierbar und spannender gestaltet werden. Beispiele sind Navigationslösungen, die im Baumarkt den Weg zur richtigen Schraube weisen oder im Supermarkt verraten, wo der Dattelsirup steht.

Zugang zu AR wird leichter

Augmented Reality (AR) spielt im B2B-Bereich eine immer größere Rolle, da die dafür nötige Hardware günstiger und leistungsfähiger wird. „Indoor-Navigation ist die neue Art der Besucherführung in physischen Shops. AR bringt Begeisterung zurück in den stationären Handel“, glaubt Kiener. Um dies zu ermöglichen, werden mit Lidar-Scannern digitale Karten eines Gebäudes erstellt und mit 360-Grad-Fotos kombiniert. Die Smartphone-Kamera des Nutzers oder eine Datenbrille dienen dann später vor Ort zur Orientierung.
Neben dem Einblenden von Indoor-Navigationsanweisungen wie Pfeilen in das Kamerabild gibt es Erweiterungen wie AR-Spiele oder einen Avatar, der beim Betreten eines Ladens Tipps zum Finden von Produkten gibt. Zu den Produkten im Shop können zusätzliche Informationen eingeblendet werden. Sogar virtuelle Popup-Stores mitten im Laden sind möglich. Statt Inhalte passiv zu konsumieren, können Kunden mit den jeweiligen Produkten und ihren virtuellen Erweiterungen interagieren.

Potenzial noch ausbaufähig

Augmented Reality könnte neben dem stationären Handel auch für den E-Commerce interessant sein. Doch nur wenige Händler und Verbraucherinnen können die Vorteile von AR-Anwendungen bisher konkret nutzen. Dabei besitzen schon jetzt weltweit über 1,5 Milliarden Smartphones die Fähigkeit, Augmented Reality darzustellen. Das könnte zum Beispiel das Online-Shopping erlebbarer machen: Möbelstücke wie ein Sofa können vor der Bestellung zunächst virtuell im Wohnzimmer der Kundschaft platziert werden. Dank AR wissen die Nutzer und Nutzerinnen schon vor der Lieferung, wie sich die bestellte Ware in ihr Zuhause einfügt. Auf der Seite der Kundschaft steigt die Zufriedenheit schon aufgrund des besonderen Service, den der Shop bietet. Zusätzlich lässt sich auf diese Weise die Zahl von Retouren reduzieren. Das ist ebenfalls ein Vorteil, auch für Händler und Umwelt.
Da dies aber erst wenigen bekannt ist, greifen auch die Verbraucher und Verbraucherinnen noch nicht oft darauf zurück. Ein Kreislauf: Was Kunden und Kundinnen nicht kennen, das fordern sie nicht ein. Und ist der Druck von dieser Seite nicht da, sehen sich Händler oder Händlerinnen nicht in der Pflicht, das Potenzial von AR auszuschöpfen. Nur vereinzelt kommt die Technologie im E-Commerce zur Anwendung, für Konkurrenzdruck reicht das aber nicht. Die Masse zieht daher nicht nach. Etablierten Händlern und Händlerinnen fehlt es häufig an Mut, Neues auszuprobieren. Von der Politik kommt kein Anreiz für Veränderungen und innovationsfreudigen Start-ups fehlt es häufig an Kapital.



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