CIE und Conebi
22.09.2025, 13:35 Uhr
Fahrrad-Verbände fordern EU-weite Förderung von Dienstrad-Leasing
Ein neues White Paper von CIE und Conebi zeigt: Dienstrad-Leasing kann die EU-Mobilitätswende beschleunigen. Erfolgreiche Beispiele aus Deutschland und Belgien verdeutlichen das Potenzial, europaweite Regeln sollen folgen.
In Deutschland und Belgien boomt das Dienstrad-Leasing – nun soll die EU nachziehen.
(Quelle: pd-f.de | Kay Tkatzi)
Die europäischen Fahrradverbände Cycling Industries Europe (CIE) und der europäische Herstellerverband Conebi haben ein gemeinsames White Paper zum Thema Dienstrad-Leasing veröffentlicht. Darin fordern die Verbände, Fahrräder und E-Bikes als festen Bestandteil der geplanten EU-Initiative „Clean Corporate Fleets“ zu verankern. Nur ein „moderneutraler“ Ansatz könne sicherstellen, dass Unternehmen für ihre Fuhrparks künftig neben Pkw auch Fahrräder einsetzen.
„Dienstrad-Leasing ist ein wirksames Instrument für den Umstieg auf emissionsfreie Mobilität“, sagt Lauha Fried, Policy Director bei CIE. „Es stärkt Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung, reduziert Emissionen und verbessert die urbane Lebensqualität.“
Deutschland und Belgien als Vorreiter
Die Studie verweist auf die dynamische Entwicklung in Deutschland und Belgien. In Deutschland wurden 2024 rund 750.000 neue Diensträder geleast, insgesamt sind 2,1 Millionen Räder im Einsatz. Der Umsatz des Marktes lag bei 3,1 Milliarden Euro, die jährliche Wachstumsrate beträgt 23 Prozent. Laut CIE sind inzwischen 41 Prozent der deutschen Beschäftigten potenziell über ihre Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber erreichbar.
In Belgien stieg der Netto-Wertschöpfungsbeitrag des Leasingmarktes von sieben Millionen Euro im Jahr 2015 auf 102 Millionen Euro in 2023. Dort hat inzwischen rund ein Viertel der Beschäftigten Zugang zu einem Dienstrad.
Damit dieses Modell europaweit greift, brauche es laut White Paper steuerliche Anreize und klare Rahmenbedingungen. Empfohlen werden insbesondere Gehaltsumwandlung und eine niedrige Pauschalbesteuerung des geldwerten Vorteils – Maßnahmen, die in Deutschland und Belgien bereits den Durchbruch gebracht haben.
Zudem fordern CIE und Conebi, bestehende Subventionen für fossile Dienstwagen schrittweise in klimafreundliche Mobilität umzulenken. Derzeit bezuschussen EU-Mitgliedstaaten laut einer Studie jährlich Firmenwagen mit Verbrennungsmotor im Wert von rund 42 Milliarden Euro. Ein Bruchteil dieser Summe würde ausreichen, um Dienstrad-Leasing in allen Mitgliedstaaten attraktiv zu machen.
Gemeinsame Stimme für Europas Fahrradwirtschaft
Die Bedeutung des Themas zeigt sich auch an der engeren Zusammenarbeit der Verbände selbst: Conebi und CIE haben im Juni 2025 auf der Eurobike eine Absichtserklärung für eine Fusion unterzeichnet. Ab Januar 2026 wollen beide unter einem gemeinsamen Dach in Brüssel auftreten und die Interessen der europäischen Fahrradwirtschaft mit vereinter Stimme vertreten. Ziel ist es, Synergien zu nutzen, Ressourcen effizienter einzusetzen und politische Institutionen mit klaren, abgestimmten Botschaften zu erreichen.
Europäischer Markt mit Milliardenpotenzial
Neben ökologischen und wirtschaftlichen Effekten hebt das White Paper auch die sozialen Vorteile hervor. Fahrräder und E-Bikes sind zugänglich, kostengünstig und tragen zur Gesundheitsförderung bei. Studien belegen, dass Beschäftigte, die mit dem Rad zur Arbeit fahren, weniger Fehltage haben. Auch für Menschen in Regionen mit geringerer Verkehrsanbindung könne Leasing einen Beitrag leisten, um Mobilitätsarmut zu verringern.
Wenn 20 Prozent der Beschäftigten in der EU Zugang zu einem Dienstrad erhielten, läge das Marktvolumen nach Schätzung von Decathlon bei rund zwölf Milliarden Euro jährlich. Dazu käme eine hohe Zahl neuer Arbeitsplätze in Fertigung, Service und Tourismus.
Die Verbände sprechen deshalb von einer „europäischen Erfolgsgeschichte in der Entstehung“, die nun politisch abgesichert werden müsse.