125 Jahre Hermann Hartje 24.08.2020, 13:46 Uhr

Blühende Landschaften

Was hebt Hartje von fast allen Fahrradunternehmen ab? 125 Jahre Unternehmensgeschichte sind selten, und über 120 davon in der Fahrradbranche können nur ganz wenige vorweisen. Zeit für einen Rückblick.
Hartje-Fahrradlager am Stammsitz in Hoya
(Quelle: Hermann Hartje)
Vielleicht hätte der Gründer Hermann Hartje auch selber nicht geglaubt, dass aus seinem Unternehmen in rund 120 Jahren ein international agierender Konzern mit über 900 Mitarbeitern werden sollte, als er um das Jahr 1900 auf einem Fahrrad zum Jahrmarkt radelte, um dieses dort zu an zufällig vorbeikommende Passanten zu verkaufen. Direktvertrieb, analog. Ein zweites Rad für doppelten Umsatz führte er mit, nach Hause lief er dann zu Fuß. 
Das lief so gut, dass der bis dahin vor allem als Handwerker in der Gerberei tätige Hartje das Fahrradgeschäft ausbaute und sich immer stärker zum Kaufmann entwickelte: Bekannten bot er eine Provision, damit diese auch Fahrräder verkauften und reparierten. Bald schon baute Hartje eigene Räder, schrieb 1904 seinen ersten Fahrradkatalog, und stellte 1910 seine erste Hausmarke, Prinzenrad, vor. Der Aufstieg schien unaufhaltsam. Dann der erste Weltkrieg, den die Familie unbeschadet überstand. Danach konzentrierte Hartje sich vorübergehend aufs Fahrrad, verkaufte andere Geschäftsbereiche wie den Lederhandel, und engagierte Vertreter, die mit Motorrädern zu den Fahrradhändlern zwischen Hamburg und Hannover düsten. Der Teileversand erfolgte per Bahn, und so baute Hartje ein eigenes Firmengebäude am Stammsitz in Hoya. 
Zweiter Weltkrieg. 1948 der Neustart, die Firma hatte kaum Schäden erlitten, doch der Einkauf von Ware, darunter viele Haushaltsartikel für Küche und Bad, war zunächst äußerst schwierig. Der Gründer Hermann Hartje Senior starb 1950. Friedrich Hartje übernahm den Betrieb und setzte das Wachstum fort: 1968 arbeiteten bereits 50 Mitarbeiter im Betrieb, im Jahr darauf trat sein Sohn Hermann in die Firma ein und erlebte entscheidende Schritte in den Siebziger Jahren, etwa den Aufbau der eigenen Lieferflotte und der Telefonberatung sowie ab 1978 die ersten Hausmessen.
Die Gegenwart leuchtet
Hermann Hartje ist bis heute persönlich haftender Gesellschafter des Betriebs. Seinen über 900 Mitarbeitern in Deutschland sowie im besonders weit entwickelten und damit anspruchsvollen Fahrradland Niederlande wie auch in den Tochtergesellschaften in Tschechien, Taiwan und Dänemark schreibt er einen wesentlichen Anteil an der, ja man kann es so nennen, Erfolgsgeschichte zu, wie auch den Kunden und Lieferanten. Und eines hat er mit seinem Großvater gemeinsam: Das Unternehmen agiert in mehreren Branchen, nämlich neben dem Fahrrad auch im Automobil- und Motorradgroßhandel. Die eigentlich für das vergangene Wochenende geplante Jubiläumsfeier mussten die Niedersachsen zwar aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen lassen, doch ein Ende des Wachstums ist in der blühenden Branche nicht absehbar. Hermann Hartje Senior wäre stolz gewesen, auf seine Kinder und seine Mitarbeiter. 
Ein ausführliche Rückblick folgt in SAZbike in Ausgabe 16.


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