SAZbike-Exklusivinterview 12.05.2025, 14:12 Uhr

„Event mit einzigartiger Atmosphäre“

An den ersten vier Maitagen fand wieder das Bike Festival Riva statt. Oskar Schwazer, General Manager für Garda Trentino, zieht im Gespräch mit SAZbike ein Fazit und blickt nach vorne.
Oskar Schwazer
(Quelle: Bike Festival Riva)
SAZbike: Herr Schwazer, wie fällt Ihr Fazit zum 31. Bike Festival Riva aus?
Oskar Schwazer: Ich bin sehr zufrieden. Seit 31 Jahren zeichnet diese Veranstaltung ihre einzigartige Atmosphäre aus. Wir sind nicht in Hallen, sondern draußen direkt am Gardasee. Sobald man raus aus dem Expogelände ist, dauert es nur wenige Pedalumdrehungen bis zu den Trails oder zur Rennradstrecke. Dazu kommt das perfekte Wetter in diesem Jahr, sodass überall nur glückliche Gesichter zu sehen gewesen sind.
SAZbike: Im Februar wurde bekannt, dass Sie für das diesjährige Festival das Gelände wechseln müssen. Wie bewerten Sie den neuen Standort?
Oskar Schwazer: Das neue Gelände passt noch besser zu den Gegebenheiten des Festivals. Während wir auf dem Schotterparkplatz früher bei trockenem Wetter Probleme mit Staub und bei Regen mit Pfützen hatten, ist der Sportplatz mit der Tartanbahn eine solide Basis für die Stände, was uns von mehreren Ausstellern bestätigt wurde.
Bei der Auswahl eines solchen Standorts müssen wir bedenken, dass wir uns hier in einem Ort mit 17.000 Einwohnerinnen und Einwohnern befinden und wir deshalb natürlich deren Bedürfnisse nicht vergessen dürfen. Das ist unserem Team sehr gut gelungen.
SAZbike: Bleibt es bei dem neuen Gelände auch für die Zukunft?
Oskar Schwazer: Nach dem Event werden wir wie immer das ganze Festival bewerten und mit der Gemeindeverwaltung sprechen. Ich will mich jetzt da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich denke mal, das hat für das Event selbst und auch für Riva del Garda als Ort sehr gut funktioniert. Für uns als Veranstalter ist es einfach wichtig, Planungssicherheit zu haben. Wir wollen einen Standort für die nächsten fünf Jahre festmachen, weil wir dann mit der Industrie und den Partnern zusammen besser planen können. Zudem fallen auch Nachbesserungen dann wesentlich leichter.
SAZbike: Im Vergleich zu anderen Festivals ist die Standfläche beim Bike Festival Riva schon etwas kostspieliger. Spüren Sie diesbezüglich Druck durch die Aussteller, etwas zu ändern?
Oskar Schwazer: Wir wollen uns nicht auf einen Preiskampf einlassen. Wir haben dieses Selbstbewusstsein, dass wir sagen können: Ja, wir sind nicht die Günstigsten, aber wir waren die Ersten. Wir verfügen zudem über eine extrem große Historie und ein begeistertes Publikum, was andere Events und Formate so nicht anbieten können. Hier gibt es eine richtige Community an Menschen, die das Fahrrad lieben. Zudem wird unser Bike Festival Riva immer internationaler. Gemeinsam mit dem Gebiet und der Atmosphäre bieten wir in Summe ein Alleinstellungsmerkmal, das eben seinen Preis hat. Wir wollen uns als Veranstaltung ganz klar als Marke auf dem europäischen Markt positionieren. Dabei haben wir den Anspruch, uns jedes Jahr weiterzuentwickeln.
SAZbike: Ein Beispiel für die Weiterentwicklung war in diesem Jahr das Bike Future Summit. Welche Idee steckt dahinter?
Oskar Schwazer: Mit dem Bike Festival Future Summit haben wir bewusst einen neuen Reiz für die Industrie gesetzt. Mit knapp 50 Teilnehmenden war die Resonanz noch nicht so hoch, aber schon direkt am nächsten Tag wurde ich von einigen prominenten Persönlichkeiten der Branche angesprochen, die nächstes Jahr dabei sein und vielleicht sogar auf der Bühne sprechen wollen. Wir wollen Stimuli setzen, vielleicht auch mal ein bisschen provozieren, die Leute auch aus der Komfortzone rausholen. Das Ziel muss es sein, in zwei bis drei Jahren eine Plattform zu schaffen, wo man möglichst viele Themen besprechen und angehen kann.
SAZbike: Sehr viel Wert wird auf das Thema Nachhaltigkeit gelegt. Was können Sie uns dazu berichten?
Oskar Schwazer: Wir können seit letzter Woche stolz sagen, dass wir nach elf Monaten intensiver Arbeit als Destination alle Kriterien des GSTC (Global Sustainable Tourism Council) erfüllt haben. Das Gebiet Gardasee Trentino ist jetzt nach diesen höchsten Qualitätsstandards zertifiziert. Wir haben damit über 2.200 Gästebetten in den Hotelbetrieben, die sich nach diesen Standards zertifizieren. Wir haben gleichzeitig auch mit der UCI spezifisch für das Bike Festival Qualitätsrichtlinien ausgearbeitet. Dazu gehören Dinge wie eine Trinkwasserversorgung mit Brunnen und Pfandbecher, aber ohne Plastikflaschen. Ein weiteres Merkmal ist die genutzte Energie, die aus erneuerbaren Quellen wie unserem Wasserkraftwerk kommt. Auch beim Merchandise achten wir sensibel auf das Thema. Unsere Food Area läuft unter dem Aspekt soziale Nachhaltigkeit, denn wir binden lokale Vereine für das Catering ein, die unsere Besucherinnen und Besucher mit lokalen Gerichten versorgen. Last, but not least ist uns sehr wichtig, dass das Festival eines für alle Menschen ist. Schon im letzten Jahr haben wir das Qualitätskriterium Trentino Open erreicht, das uns Barrierefreiheit bescheinigt. Wir ruhen uns auf diesen Erfolgen aber nicht aus, sondern arbeiten an weiteren Verbesserungen, denn das gehört zu unserem Anspruch.
SAZbike: Sie sind offensichtlich sehr zufrieden. Gibt es trotzdem noch den Wunsch, zu wachsen?
Oskar Schwazer: Wir wollen nicht quantitativ größer werden. Natürlich ist es schade, dass gewisse Aussteller wie beispielsweise Shimano oder Orbea es dieses Jahr nicht geschafft haben, hier zu sein. Mit denen werden wir sicher in Kontakt treten. Ich glaube, wir haben eine gute Arbeit gemacht und wir sind auch die richtige Plattform für die Player. Und natürlich müssen wir schauen, sage ich mal, die großen Marken hier zu haben in Riva.
Unser Anspruch muss es aber nicht sein, jedes Jahr neue Rekorde bei Ausstellern oder Besuchern aufzustellen. Stattdessen müssen wir uns zukünftig ganz klar als Event, als Marke positionieren, damit wir die richtige Zielgruppe, diese Community, hier haben. Das ist ganz wichtig für die Industrie, weil nur Frequenz in den Gängen von der Ausstellungsfläche zu haben, bringt am Ende vom Tag auch nichts, sondern man muss auch die richtigen Leute dorthin bringen, damit die Aussteller deren Kaufentscheidung dementsprechend zu ihren Gunsten entscheiden oder lenken können. Verkäufe und damit Umsätze zu generieren, Markenbewusstsein zu schaffen, sind die Ziele. Da müssen wir jetzt nicht einfach denken, noch mehr, noch größer oder so. Sondern wir müssen schauen, dass wir qualitativ wachsen, um der Industrie die bestmögliche Plattform und den Besucherinnen und Besuchern ein attraktives Produkt anbieten zu können. Wenn wir das Ziel erreichen, dann werden wir es auch schaffen, die Nummern halten und qualitativ noch mehr aufwerten zu können. Das Gelände ist jetzt nicht unendlich groß, aber ein paar Ecken gibt es da schon noch. Absolut. Aber irgendwann ist der Punkt erreicht, wo wir sagen können: Mehr geht dann auch nicht mehr.
SAZbike: Herr Schwazer, vielen Dank für das Gespräch.


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