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"Wir machen uns gemeinsam mit der Branche auf den Weg"

Foto: Fairnamic

Philipp Ferger übernimmt zum 1. Januar 2026 die Geschäftsführung der Fairnamic GmbH und damit die Leitung der Eurobike. In einer Presserunde erläuterte der Messeexperte seine ersten Schritte, warum er auf Dialog statt Alleingang setzt - und weshalb die Eurobike 2026 ein Meilenstein auf dem Weg zu einer neuen Leitmesse werden soll.

SAZbike: Herr Ferger, Sie kommen aus der Konsumgüterbranche und haben bisher Messen wie die Ambiente verantwortet. Was qualifiziert Sie für die Führung der Eurobike?

Philipp Ferger: Zunächst einmal: Meine primäre Aufgabe ist es, mich in den kommenden Wochen und Monaten intensiv mit den wichtigen Stakeholdern der Branche auszutauschen - dazu zählen die nationalen und internationalen Verbände ebenso wie Aussteller und Besucher. Mein Ziel wird jetzt sein: zuhören, verstehen und dann gemeinsam mit allen Beteiligten den Blick konstruktiv und kooperativ nach vorne richten.

"Hier kommt kein Einzelner, der ein Konzept aus dem Hut zieht."

Philipp Ferger

Was ich in der Konsumgüterbranche in den letzten fünf Jahren an strukturellem Wandel erlebt habe - große Marken, die wir verloren und teilweise mit der Branche zurückgewonnen haben - da sehe ich viele Parallelen in der Grundstruktur.

Ich glaube, dass man bestimmte Logiken und Methoden, die dort funktioniert haben, auch gemeinsam mit der Fahrradbranche auf die Eurobike anwenden kann. Ich vermute, dass genau das auch ein Grund war, warum die Messe Frankfurt mich als Kandidaten ausgewählt hat.

SAZbike: Sie betonen das Wort "gemeinsam". Was bedeutet das konkret?

Ferger: Hier kommt kein Einzelner, der ein Konzept aus dem Hut zieht, das sofort greift. Wir werden in vielen verschiedenen gemeinsamen Schritten Maßnahmen ergreifen.

Wir haben einen Beirat gegründet. Die Mitglieder werden wahrscheinlich in der ersten oder zweiten Januarwoche von uns angeschrieben und zu einer Teilnahme eingeladen. Wir werden dann zeitnah eine konstituierende Sitzung dieses Beirats herbeiführen, damit ich die relevanten Stakeholder dieser Branche kennenlerne und zuhöre.

Wir werden diesem Beirat unsere Sechs-Monats-Roadmap vorstellen - also von jetzt bis zur Eurobike 2026 - die Meinung dazu abfragen und immer wieder in sogenannte Iterationsschleifen gehen. Die Rückmeldungen, die wir bekommen, werden wir wieder in unseren Prozess einbinden.

"Ich kann nicht über Budgets in Unternehmen entscheiden, die vielleicht schon geschlossen sind."

Philipp Ferger

SAZbike: Die Messe Frankfurt hat versprochen, ihr internationales Vertriebsnetz für die Eurobike zu aktivieren. Das wurde bereits vor fünf Jahren beim Start des Joint Ventures kommuniziert. Warum soll es diesmal funktionieren?

Ferger: Ich kann Ihnen nicht sagen, was vor fünf Jahren wie kommuniziert oder gemacht wurde. Ich bin jemand, der weniger nach hinten guckt, sondern mehr nach vorne. Ich kann Ihnen sagen, was ich mir vorgenommen habe: Ich habe diese Woche noch Termine mit meinem Kollegen des International Sales Managements, um die Beauftragungen für das kommende Jahr zu unterschreiben.

Wir werden unser internationales Vertriebsnetz, das die Messe Frankfurt in über 150 Ländern hat - entweder über eigene Tochtergesellschaften oder Vertriebspartner - nutzen, um die Eurobike national wie international zu vermarkten.

Wir werden unsere Ressourcen und unser Know-how im Bereich Marketing und Kommunikation mit einbringen, mit eigenen Kollegen, die das Team in Friedrichshafen unterstützen werden.

"Sonst würde ich hier ein Feuerwerk an Hebeln abfeuern - und es würde zerrissen werden."

Philipp Ferger

SAZbike: Viele der aktuellen Herausforderungen der Eurobike haben mit Kommunikation zu tun. Welche Hebel sehen Sie, um die Messe in eine neue Richtung zu lenken?

Ferger: Ich könnte Ihnen jetzt eine lange Liste mit Ideen nennen, die mir in den letzten vier Wochen eingefallen sind - aus meiner Erfahrung, aus Gesprächen, aus allem, was ich weiß und kann. Aber das bringt nichts, weil da vielleicht Ideen drauf sind, bei denen die Branche sagt: "Das funktioniert bei uns gar nicht" oder "Gute Idee, aber wir müssen das anders machen."

Ich habe viele operative und konzeptionell-strategische Ideen im Kopf, die möchte ich aber erst dann preisgeben, wenn ich mehr über die Branche verstanden habe und wenn ich diese Ansätze mit den Stakeholdern - Aussteller, Besucher, Verbände - abgestimmt habe. Sonst würde ich hier ein Feuerwerk an Hebeln abfeuern, dann könnten Sie darüber schreiben, es wird kommentiert und zerrissen. Für heute, am 16. Dezember, wo ich offiziell noch gar nicht im Amt bin, wäre das etwas zu früh.

SAZbike: Wie viele der gegenwärtigen Herausforderungen waren strukturell bedingt und wie viele hausgemacht?

Ferger: Diese Frage ist durchaus herausfordernd, weil es für jemanden, der neu dazu kommt, ein Leichtes wäre, einfach auf etwaige "hausgemachte" Probleme zu schauen.  Das entspricht nicht meiner Mentalität und meinem Teamplay. Ich möchte nicht nach hinten gucken, sondern nach vorne.

Eine Messe ist immer Spiegelbild der Branche. Was wir analog zu den Konsumgütermessen beispielsweise auch in der Fahrradbranche erkennen: Wir sehen bei großen Endverbrauchermarken eine stärkere Vertikalisierung der Wertschöpfungskette - Direct-to-Consumer-Vertrieb über eigene Shops, Hausmessen, genossenschaftlichen Einkauf.

"Gebt uns dreien mal die Chance, uns kennenzulernen und zu beschnuppern."

Philipp Ferger

Dazu kam Corona mit einem extremen Boom - Doppel- und Dreifachbestellungen, Lieferverzögerungen, volle Lager - und dann der Absturz. In einem sehr kurzen Zeitraum kamen strukturelle und konjunkturelle Herausforderungen zusammen, auf die wir jetzt gemeinsam reagieren müssen.

SAZbike: Bisher wirkte die Eurobike nach außen wie eine One-Man-Show von Stefan Reisinger. Wie wird sich das Führungsteam künftig aufstellen?

Ferger: Zu einzelnen Personalien möchte ich mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern. Wir haben für den Moment bis auf den Wechsel der Geschäftsführung und die beiden angekündigten neuen Funktionen keine weiteren personellen Änderungen geplant. Ich war gestern in Friedrichshafen, habe das gesamte Team kennengelernt und mit allen Mitarbeitern gesprochen.

Was wir jetzt brauchen - und deshalb auch die Entscheidung, im operativen Management einen Prokuristen und einen Show Director zu haben - ist eine breitere Aufstellung. Mein Führungskredo ist: die richtigen Leute mit ihren Stärken an den richtigen Stellen einzusetzen. Ich werde nicht derjenige sein, der das alles alleine macht. Das kann nicht funktionieren und ist auch nicht meine Mentalität. Was wir brauchen, ist Teamwork - nach innen wie nach außen.

"In einem sehr kurzen Zeitraum kamen strukturelle und konjunkturelle Herausforderungen zusammen."

Philipp Ferger

SAZbike: Die Eurobike 2026 bezeichnen Sie als "Meilenstein auf dem Weg". Klingt das nicht nach Übergangslösung?

Ferger: Wenn ich einen Wunsch hätte, dann wäre für mich die Eurobike 2026 auch schon das finale Produkt, wie es die Branche braucht. Aber wir haben jetzt den 16. Dezember, nächste Woche folgen die Feiertage, dann ist Silvester, und dann sind es noch sechs Monate. Ich kann nicht über Budgets in Unternehmen entscheiden, die vielleicht schon geschlossen sind. Ich kann auch manche Dinge nicht so schnell neu entwickeln, weil ein kooperatives Vorgehen Zeit kostet.

Wenn ich alle einbinden möchte - und das möchte ich -, braucht es Zeit. Dann kommen Rückmeldungen, wir arbeiten sie ein, dann vergehen wieder vier Wochen. Eine realistische Einschätzung ist: Wir machen uns auf einen Weg mit der Branche, und die Eurobike 2026 liegt auf diesem Weg.

"Wenn ich einen Wunsch hätte, dann wäre die Eurobike 2026 schon das finale Produkt. Aber eine realistische Einschätzung ist: Sie ist ein Meilenstein."

Philipp Ferger

SAZbike: Die Verbände ZIV und Zukunft Fahrrad fordern mehr Einfluss bei der Eurobike, bis hin zu einer organisatorischen Führungsrolle. Ist das für Sie verhandelbar oder eine rote Linie?

Ferger: Sie genießen einen  zeitlichen und Kennenlernvorsprung, denn Sie sprechen mit mir, bevor die Verbände mit mir gesprochen haben. Ich finde es nicht fair und nicht partnerschaftlich, wenn ich, bevor wir uns das erste Mal in Person gesehen haben, schon eine Äußerung über rote Linien treffen soll.

Fakt ist: Das partnerschaftliche, kooperative und zuhörende Vorgehen gilt für alle Stakeholder - und damit auch für die beiden essenziellen und wichtigen Verbände aus Deutschland. Alles Weitere werden die kommenden Wochen zeigen. Ich werde noch diese Woche die handelnden Personen der Verbände kennenlernen. Gebt uns dreien mal die Chance, uns kennenzulernen und zu beschnuppern.

SAZbike: Welche ersten konkreten Schritte stehen jetzt an?

Ferger: Es wird Anfang Januar einen zweitägigen Kickoff-Workshop mit den Teams in Friedrichshafen und unseren unterstützenden Teams aus Frankfurt geben - mit Unterstützung externer Strategieberater. Wir werden Maßnahmen für 2026 ergreifen, um eine gute Veranstaltung hinzubekommen, die ein Meilenstein auf dem Weg ist.

Parallel dazu aktivieren wir das internationale Vertriebsnetz, bringen Marketing- und Kommunikations-Know-how ein und gründen den Beirat. Ich bin der festen Überzeugung - und ich sehe das auch in den Reaktionen der Verbände -, dass wir im Sinne der Branche und der Eurobike eine für alle tragbare Lösung finden werden.

SAZbike: Herr Ferger, vielen Dank für das Gespräch.

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