Anzeige

ZIV-Technik-Konferenz: "Neue Nutzergruppen - neue Risiken?"

Foto: ZIV

E-Bikes bringen neue Zielgruppen aufs Rad - und neue Herausforderungen für Sicherheit und Produktentwicklung. Beim Panel "Neue Nutzergruppen - neue Risiken?" der ZIV-Technik-Konferenz erklärten Branchenexperten, warum sich Konstruktion, Nutzung und Verantwortung neu austarieren müssen.

Auf der ZIV-Technik-Konferenz in Berlin diskutierten Vertreter aus Industrie, Handel, Technik und Prüfwesen, wie sich die wachsende Vielfalt der Radfahrenden auf Sicherheit, Qualität und Verantwortung auswirkt.

"Nutzerinnen und Nutzer denken anders - und handeln anders"
Dirk Zedler, Geschäftsführer des Zedler-Instituts für Fahrradtechnik und -Sicherheit, beschrieb den Wandel in der Nutzung deutlich: "Früher waren Radfahrende Freaks, die wussten, was sie tun. Heute kaufen viele, die einfach fahren wollen - ohne technisches Hintergrundwissen. Das ist großartig, aber es bedeutet: Wir müssen als Industrie für sie mitdenken."

Zedler sprach von einer neuen "Gedankenlosigkeit" vieler Nutzerinnen und Nutzer - im positiven Sinn: Sie wollen sorgenfrei fahren, ohne über Drehmomente oder Pflegeintervalle nachzudenken.

Neue Zielgruppen, neue Anforderungen
Markus Riese, Mitgründer von Riese & Müller, beobachtet ähnliche Veränderungen: "Menschen nutzen Räder heute in ganz neuen Kontexten."

Besonders Lastenräder seien ein Beispiel: "Unsere Kundinnen und Kunden sind längst nicht mehr die urbanen Freaks der Anfangszeit, sondern auch Familien oder Jugendliche, die vorher nie Rad gefahren sind."
Das führe zu völlig neuen Belastungen, Sicherheitsanforderungen und Verantwortung in der Entwicklung.

"Viele Kundinnen und Kunden sagen: Eigentlich hasse ich Fahrradfahren"
Patrick Henkel, Chef von Vit-Bikes Berlin-Brandenburg, brachte die Perspektive des Handels ein: "Wir erreichen heute viele Menschen, die vorher nie Rad gefahren sind - oft, weil Autofahren keinen Spaß mehr macht. Sie steigen aus der Not aufs E-Bike um. Diese Menschen erwarten, dass das Rad einfach funktioniert."
Für den Fachhandel bedeute das, Beratung und Übergabe neu zu denken: "Wir müssen die richtige Technik zur richtigen Nutzerin bringen - und ehrlich erklären, was sie können und was nicht. Wer keine Kettenpflege will, sollte kein Rad mit Kettenschaltung bekommen."

Technik am Limit
Timo Wölk, Geschäftsführer von 360° Engineering, erklärte, dass sich mit den neuen Zielgruppen auch die Lastannahmen verändern: "Die Leute fahren anders - mit mehr Gewicht, auf anderen Wegen, oft ohne Wartung. Das verändert Kräfte, Schwingungen, Belastungen. Wenn wir weiter nach alten Annahmen rechnen, landen wir schnell in der Fehlentwicklung."
Gleichzeitig warnte er vor Überengineering: "Wir können nicht jedes Missbrauchsszenario absichern. Sonst wird das Produkt zu schwer, zu teuer und zu hässlich."

Sicherheit als Lernprozess

Dirk Zedler, Geschäftsführer des Zedler-Instituts für Fahrradtechnik und -Sicherheit, erinnerte daran, dass Sicherheit kein statischer Zustand sei: "Sicherheit ist ein Prozess. Wir prüfen heute auf einem Niveau, das es früher nicht gab - und trotzdem stoßen wir auf neue Fragen, weil sich die Nutzung verändert."

Er verwies auf ein Urteil aus Schottland, das die Branche aufhorchen ließ: Ein Hersteller wurde nach einem schweren Unfall dort zu Schadensersatz verurteilt, weil das betroffene Rad nicht eindeutig einer Nutzungskategorie zugeordnet war - also keine klare Information enthielt, ob es für den Einsatz auf der Straße, auf Schotter oder im Gelände bestimmt war.

Die Einteilung solcher Einsatzbereiche folgt in Europa meist der ASTM-Klassifizierung, die Fahrräder nach Belastung und Fahrtechnik unterscheidet.

Kommunikation als Sicherheitsfaktor
Im Handel sei Aufklärung oft entscheidender als Technik, sagte Henkel: "Viele Kundinnen und Kunden sind mit der Technik überfordert. Wir nehmen uns eine Stunde Zeit für jede Radübergabe - erklären Bremsen, Akku, App, Pflege. Das ist viel, aber nötig."

Zedler bestätigte: "Drei Tropfen Öl hätten in vielen Fällen Gerichtsverfahren vermieden."

Das ZIV-Panel zeigte klar: Neue Nutzergruppen verändern die Branche grundlegend. Sicherheit entsteht nicht allein durch bessere Technik, sondern durch besseres Verständnis. Hersteller, Händlerinnen und Prüferinnen müssen enger zusammenarbeiten - technisch, kommunikativ und organisatorisch.

Anzeige

Vertragsdetails: SAZbike Premium Newsletter Probe-Abonnement

Mit Beginn deines Abonnements erhältst du den Premium Newsletter der SAZbike. Zusätzlich stehen dir vergangene Premium Newsletter bis zur Kündigung des Abonnements als Premium-Artikel zur Verfügung. Bei Kündigung erlischt der Zugang zum Ende des Bezugszeitraums.

Das kostenlose Abonnement gilt für einen Monat. Das Angebot geht automatisch in das Jahresabo Newsletter über, wenn es nicht bis spätestens 7 Tage vor Ende des Aktionszeitraums schriftlich gekündigt wird. Der jährliche Bezugspreis beträgt dann 59,88 € (inkl. MwSt., Schweiz: CHF 65.88). Dein Jahresabo ist auch monatlich kündbar. Bei vorzeitiger Kündigung des bereits abgerechneten Bezugszeitraums erhältst du den Betrag der Restlaufzeit zurückerstattet.

Bei den Premium Newslettern handelt es sich um persönliche Exemplare, die mit einer digitalen Signatur versehen sind. Eine Weitergabe dieser Premium Newsletter sowie des Zugangs zu den Premium-Artikeln ist nicht erlaubt. Das kostenlose Abonnement gilt für einen Monat.

Das Angebot gilt für Erstbesteller und ist einmalig pro Kunde einlösbar.

Im Rahmen deines Abonnements kann der Verlag dir weitere Verlagsangebote und Beilagen per Post zusenden. Dies kannst du jederzeit widerrufen.

Kundenservice:
Kundenservice EBNER MEDIA GROUP
Telefon: +49 731 88005–8205
E-Mail: kundenservice@ebnermedia.de
Brienner Straße 45 a-d
80333 München

Verlag:
Ebner Media Group GmbH & Co. KG
Karlstraße 3 – 89073 Ulm