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Dienstrad-Leasing nach dem Boom: Wie die Branche gerade neu lernt, Fahrrad zu denken

Foto: isy, pdf

Der Markt für Dienstrad-Leasing hat seine Unschuld verloren. Nach mehr als einem Jahrzehnt nahezu ungebremsten Wachstums ist 2024 und 2025 erstmals eine deutliche Abkühlung spürbar. Rückläufige Zahlen, eine schwache Konjunktur und ein wachsender Gebrauchtmarkt treffen eine Fahrradbranche, die sich lange auf stetig steigende Volumina verlassen konnte.

Doch wer diese Entwicklung als Anfang vom Ende des Dienstrad-Leasings interpretiert, greift zu kurz. Vielmehr steht die Branche an der Schwelle zu einer neuen Phase: weniger Goldrausch, mehr Struktur - und damit auch mehr Zukunftsfähigkeit.

"Dass die Lage schwierig ist, daran gibt es nichts zu rütteln", sagt Elena Laidler-Zettelmeyer, Leiterin Strategische Kooperationen bei Zukunft Fahrrad bei einem Pressegespräch von Pressedienst Fahrrad. Die Ursachen für die aktuelle Delle sieht sie vor allem außerhalb der Branche. Die schwache gesamtwirtschaftliche Lage, Stellenabbau in großen Industrien und Investitionszurückhaltung in Unternehmen wirken sich unmittelbar auf das Dienstrad-Leasing aus.

Gerade Personalabteilungen zögern derzeit, neue 36-Monats-Verträge einzugehen. "Es ist schlicht nicht redlich, Dienstrad-Leasing einzuführen, wenn nicht klar ist, ob Beschäftigte so lange im Unternehmen bleiben", so Laidler-Zettelmeyer. Das abrupte Ende des jahrelangen Wachstums überrascht viele - nicht jedoch die grundsätzliche Tragfähigkeit des Modells.

Ein Ende der Dienstrad-Leasing-Ära sieht sie ausdrücklich nicht. Vielmehr sei der Markt aus einer extremen Wachstumsphase in eine Phase der Konsolidierung eingetreten.

Linexo: Wachstum liegt im breiten Leasing-Markt

Während viele Anbieter jahrelang vor allem Großunternehmen adressiert haben, setzt Linexo bewusst auf einen anderen Hebel. Sören Hirsch sieht enormes Potenzial im bislang wenig erschlossenen Bereich kleiner und kleinster Unternehmen.

Rund 97 Prozent aller Unternehmen in Deutschland gehören zum KMU-Segment. "Um diese Betriebe hat sich im Dienstrad-Leasing bisher kaum jemand systematisch gekümmert", sagt Hirsch.

Fachhandel und Dienstrad-Leasing: Schlüsselrolle unter Druck

Gleichzeitig rückt das Verhältnis zwischen Fahrradfachhandel und Dienstrad-Leasing-Anbietern stärker in den Fokus. In der Wachstumsphase des Marktes galt der Handel oft als funktionierender Erfüllungsgehilfe: Er setzte Leasing-Prozesse um, trug administrativen Mehraufwand und akzeptierte sich verändernde Gebührenmodelle. Mit der aktuellen Marktabkühlung wird dieses Gefüge jedoch kritischer hinterfragt.

Für viele Händler ist nicht mehr allein entscheidend, ob sie Dienstrad-Leasing anbieten, sondern zu welchen Bedingungen. Attraktive, transparente Konditionen und digital schlanke Prozesse entwickeln sich zunehmend zu einem Wettbewerbsfaktor zwischen den Leasinganbietern.

Denn dort, wo Margendruck, hohe Lagerbestände und sinkende Frequenzen zusammentreffen, entscheidet die Handelstauglichkeit des Dienstrad-Leasings darüber, ob es als Chance oder zusätzliche Belastung wahrgenommen wird.

Linexo nutzt gezielt den Fahrradfachhandel als Akquisekanal: Händler kennen das lokale Umfeld, Handwerksbetriebe und Selbstständige - und können Dienstrad-Leasing dort niedrigschwellig platzieren.

Das Ziel: ein breiterer, weniger konjunkturabhängiger Leasing-Markt, der nicht allein von großen Industriekunden lebt.

Trennung, Jobwechsel, Risiko? Das Werbeversprechen hält

Ein zentrales Hemmnis für Dienstrad-Leasing in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ist die Sorge vor sogenannten Störfällen - etwa bei Kündigung oder Arbeitgeberwechsel. In der Praxis zeigt sich jedoch: Die Systeme greifen.

"Viele Anbieter lösen das Werbeversprechen vom Null-Risiko für Arbeitgeber tatsächlich ein", erklärt Hirsch. Je nach Situation wird das Dienstrad übernommen, zum neuen Arbeitgeber mitgenommen oder zurückgegeben. Versicherungsmodelle gleichen offene Beträge aus.

Gerade in der aktuellen Lage ist diese Absicherung ein entscheidender Faktor, um Vertrauen in das Dienstrad-Leasing aufrechtzuerhalten.

Dienstrad-Leasing ist inklusiv - aber der Markt wird preissensibler

Aus Herstellersicht bestätigt Till Kaletsch, Marketingverantwortlicher der Kompaktradmarke Isy, die strukturelle Bedeutung des Dienstrad-Leasings für die Branche. "Dienstrad-Leasing ist inklusiv, weil es höherpreisige Räder überhaupt erst zugänglich macht", sagt Kaletsch. Davon habe nicht nur Isy, sondern die gesamte Fahrradbranche profitiert.

Gleichzeitig beobachtet er einen klaren Gegentrend: Die Nachfrage verschiebt sich wieder stärker in Richtung günstigerer Räder. Einerseits, weil viele Konsumentinnen und Konsumenten aktuell stärker auf absolute Preise achten. Andererseits, weil Leasing-Rückläufer und Gebrauchtangebote den Markt spürbar beeinflussen.

"Man bekommt aktuell sehr viel Fahrrad für vergleichsweise wenig Geld", so Kaletsch. Das reduziert den Druck, zwingend über Dienstrad-Leasing zu gehen - vor allem bei preissensiblen Zielgruppen.

Rückläufer und Gebrauchtmarkt: eine neue Realität

Ein zentraler Unterschied zwischen Auto-Leasing und Dienstrad-Leasing liegt in der Übernahmequote. Während Autos häufig zurückgegeben werden, kaufen beim Dienstrad-Leasing über 90 Prozent der Nutzer ihr Rad am Ende der Laufzeit.

Das Fahrrad wird nicht als austauschbares Konsumgut gesehen, sondern als persönlicher Besitz. Anschluss-Leasing-Verträge bleiben daher die Ausnahme. Stattdessen wächst der Gebrauchtmarkt - mit hochwertigen, technisch modernen Rädern.

Aus Verbandssicht ist das kein Widerspruch. "Mehr gute Fahrräder auf der Straße sind grundsätzlich positiv", so Laidler-Zettelmeyer. Für die Mobilitätswende sei entscheidend, dass Menschen überhaupt Fahrrad fahren - nicht zwingend, ob das Rad neu oder gebraucht ist.

Politischer Rückenwind: Dienstrad-Leasing im Einkommensteuergesetz

Ein entscheidender Stabilitätsfaktor für den Markt könnte aus der Politik kommen. Die geplante Verankerung des Dienstrad-Leasings im Einkommensteuergesetz sowie die Verlängerung der 0,25-Prozent-Regel gelten als zentrale Weichenstellungen.

Laut Zukunft Fahrrad gibt es aus den Regierungsfraktionen positive Signale. Eine Umsetzung im Rahmen des Jahressteuergesetzes 2026 gilt als realistisch. Für Anbieter, Handel und Hersteller wäre das ein wichtiges Signal: Dienstrad-Leasing bleibt politisch gewollt - als Mobilitätsinstrument, nicht nur als Mitarbeiter-Benefit.

Neue Phase statt Abgesang

Der Markt verabschiedet sich von der Goldgräberzeit. Doch das ist kein Nachteil. Stattdessen rücken jetzt Themen in den Fokus, die lange aufgeschoben wurden: Digitalisierung der Prozesse, Entlastung des Fachhandels, neue Laufzeitmodelle, Gebraucht- und Refurbished-Leasing sowie realistischere Preissegmente.

Oder wie Elena Laidler-Zettelmeyer es zusammenfasst: "Wir stehen nicht vor dem Ende des Dienstrad-Leasings, sondern am Anfang eines neuen Kapitels."

Eines, in dem weniger Wachstum vielleicht sogar mehr Stabilität bedeutet - und in dem das Fahrrad weiterhin eine zentrale Rolle für Mobilität, Gesundheit und Klimaschutz spielt.

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