
Harter Wettbewerb, neue Allianzen - was 2026 wirklich zählt
Lieber SAZbike Leser,
2025 war der Wettbewerb in der Fahrradbranche so hart wie selten. Die wirtschaftliche Lage spitzte vieles zu; exemplarisch: das Leasing-Business, über das manche überregionale Medien bereits Abgesänge formulierten. Gleichzeitig rückten Unternehmen zusammen und unterstützten sich.
Wir haben Top-Entscheiderinnen und Top-Entscheider der Fahrradbranche nach ihren Erfahrungen aus 2025 gefragt und welche Erkenntnisse sie daraus ziehen.
Für 2026 bleibt die doppelte Lehre: Zusammenarbeit schlägt Solo-Ritt - und ohne Fokus auf Marge, Prozesse und Kundenerlebnis droht die nächste Preisspirale.
Hinweis in eigener Sache:
Mit dieser Ausgabe endet der Premium-Newsletter 2025. Weiter geht es am 7. Januar 2026. Bis Freitag, 19. Dezember 2025 informieren wir täglich im News-Newsletter.
Weihnachtliche Grüße
Alexander Schmitz

Alexander Schmitz
Chefredakteur, SAZbike
Claus Fleischer, CEO Bosch Ebike Systems

2025 hat erneut gezeigt, dass die Rolle des stationären Handels für den Erfolg des E-Bikes entscheidend bleibt - denn Zuverlässigkeit, Qualität und Servicefähigkeit sind A und O für eine vertrauensvolle Kundenbeziehung.
Gleichzeitig werden digitale Kompetenz und die Nutzung von Daten für Hersteller und Fachhandel immer wichtiger: Datenbasierte Services gehören heute genauso zum Produkt wie Motor, Akku und Display. Und was uns das Jahr 2025 als Branche gezeigt hat: Wir müssen mit einer Stimme gegenüber der Politik sprechen - um den Status Fahrrad für das E-Bike in die Zukunft zu tragen.


Melanie Lauer, CEO Kalkhoff

Obwohl 2025 die notwendige Lagerbereinigung begann, bleibt der intensive Preiswettbewerb marktbeherrschend und wird die Umsatzentwicklung auch im ersten Halbjahr 2026 prägen.
Die Branche hat gelernt, dass in dieser anspruchsvollen Konsolidierungsphase strategisches Durchhaltevermögen gefragt ist, bis sich das Marktumfeld nachhaltig entspannt. Der Fokus muss dringend von der reinen Abverkaufsmenge auf die konsequente Stabilisierung der Rohertragsmarge verschoben werden.
Der einzige Ausweg aus dem Discount-Sog ist die strategische Entwicklung klar definierter, kundenrelevanter USPs. Investitionen in Produktqualität, Innovation, erstklassigen Service und exzellente digitale Kundenerlebnisse sind der Schlüssel, um sich langfristig von der reinen Preisführerschaft zu emanzipieren.

Fred Schierenbeck, Vorstand ZEG

Wir haben gelernt, dass Transparenz und Veränderungsbereitschaft entscheidend sind. Wir leben "EINE ZEG" und dabei ist uns eine Kultur der Mitgestaltung besonders wichtig.
Gleichzeitig lernen wir, die im Jahr 2025 begonnene Mitgliederfokussierung konsequent zu stärken und weiter auszubauen - sie ist Teil der DNA der ZEG. Einen besonderen Fokus richten wir künftig auf die Stärkung unserer Exklusivmarken Bulls und Pegasus sowie unserer Verbundmarken.
Eine groß angelegte Jubiläumskampagne mit besonders attraktiven Jubiläumsmodellen unterstreicht diese strategische Ausrichtung anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der ZEG im kommenden Jahr. In der Fahrradbranche haben wir alle erfahren, dass die Jahre des ungebremsten Wachstums durch das E-Bike, die Sondersituation der Corona-Pandemie und den Leasingboom nicht der Normalfall sind. Umso wichtiger ist es, dass jede und jeder Einzelne wieder mehr Verantwortung für einen nachhaltigen Erfolg übernimmt.
Als ZEG möchten wir unsere Mitglieder in einem herausfordernden Marktumfeld schützen und verlässlich unterstützen. Denn allein ist es deutlich schwieriger, erfolgreich zu sein, als in einer starken Gemeinschaft, die Sicherheit bietet, Rückhalt gibt und individuelle Erfolge ermöglicht.


Wasilis von Rauch, Geschäftsführer Zukunft Fahrrad

Dialog ist das A und O. Wer vorankommen will, muss zuhören und sich weiterentwickeln, Augen und Ohren offenhalten für neue Trends und Entwicklungen, Probleme früh erkennen und Chancen nutzen. Entscheidend ist dabei: Wer mitreden möchte, sollte sich aktiv an den richtigen Stellen einbringen.
Kritik von der Seitenlinie hilft selten weiter. Also: Engagiert euch in Verbänden, in euren Kommunen, und gestaltet so die aktuellen Diskurse direkt mit. Politisch hat das Fahrrad in den zahlreichen Krisen einen schweren Stand.
Unsere Karte als starke mittelständische Branche mit vielen Jobs und innovativen Unternehmen müssen wir weiter ausspielen. Zudem haben wir die Chance, im Bündnis mit anderen wichtigen Playern wie Kirchen oder Sozialverbänden stärker Gehör zu finden.
Ziel eines solchen Schulterschlusses muss sein, dass das Fahrrad als effizientes und erschwingliches Verkehrsmittel für breite Schichten der Bevölkerung wahrgenommen wird. Nur so kommen Förderungen wie Social Leasing oder andere aus dem Klimasozialplan auch unserer Branche zugute.

Sandra Wolf, Geschäftsführende Gesellschafterin Riese & Müller

Die Zukunft lässt sich nicht vorhersagen, aber wir können unsere Haltung so verändern, dass wir sie gestalten können. Es geht darum, immer in Bewegung zu bleiben, immer weiter zu gehen und vor allem, gemeinsam an eine Vision zu glauben.
Das trägt durch schwierige Zeiten, fordert auf, innovativ zu sein, Altes zu hinterfragen und sich zu verändern. Das habe ich bei uns und auch in der Fahrradbranche erlebt. 2025 war für mich ein Wendepunkt - einer, der mich zuversichtlich stimmt, dass diese Branche eine gute Zukunft hat.

Volker Thiemann, Geschäftsführender Gesellschafter Velo de Ville

Das Fahrrad und Pedelec sind nicht tot. Allerdings befindet sich die Branche weiter auf dem Weg zurück zur Normalität. Die Jahre in denen lediglich Ware verteilt wurde, sind endgültig vorbei. Jetzt geht es wieder darum sich zu differenzieren, und mit dem passendem Angebot Kunden zurückzugewinnen. Effiziente Prozesse, Digitalisierung, bessere Kundenerlebnisse und Individualisierung der Produkte sind dabei der Schlüssel zum Erfolg.

Sören Hirsch, Bereichsleiter Linexo by Wertgarantie

2025 hat uns brutal vor Augen geführt, dass nicht nur der Markt das Problem ist, sondern wir selbst. Die größten Wachstumsbremsen der Fahrradbranche sitzen nicht im Handel oder beim Kunden - sie entstehen durch unsere eigenen komplizierten Prozesse, endloser Bürokratie und Strukturen, die niemand mehr versteht.
Dienstleistungen wie Leasing und Versicherung könnten längst Selbstläufer sein, wenn Händler nicht mit Formularlabyrinthen, Medienbrüchen und Zuständigkeits-Pingpong gequält würden. Die internen Baustellen dürfen nicht länger zum Problem des Fachhandels gemacht werden - wer Händler belastet, anstatt sie zu entlasten, hat den Markt 2025 nicht verstanden.
Und noch etwas: Wir sollten endlich aufhören zu glauben, dass Kundinnen und Kunden sich für Akkukapazitäten, Newtonmeter oder technische Kleinstgewinne begeistern. Niemand kauft ein neues Bike, weil ein Motor zehn Prozent mehr Leistung hat - sie kaufen es, weil Fahrradfahren Freiheit, Lifestyle, Identität und Lebensgefühl bedeutet. Solange wir Technik über Emotion stellen und Verwaltung über Kundenerlebnis, verschenken wir das größte Potenzial der gesamten Branche.
Mein Fazit aus 2025: Wir müssen radikal vereinfachen, radikal kundenorientiert denken und endlich begreifen, dass wir Mobilität verkaufen - nicht Datenblätter.

Schluss & Diskussion
2025 hat die Branche entzaubert - und zugleich neu sortiert. 2026 entscheidet sich, ob wir den Schalter von Rabatt auf Relevanz umlegen.
Welche Priorität setzt Du: Marge stabilisieren, Prozesse vereinfachen oder Kundenerlebnisse ausbauen?
👉 Diskutiere mit - direkt im Kommentarbereich auf LinkedIn im SAZbike-Profil!
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