Fahrradverkaufszahlen 2023 19.04.2024, 10:35 Uhr

Österreich radelt auf die Mobilitätswende zu

2023 wurden auch in Österreich erstmals mehr E-Bikes als nicht-elektrisch betriebene Fahrräder verkauft. Die Fahrradverkaufszahlen bestätigen außerdem die rasant steigende Nachfrage nach Falträdern und Transportfahrrädern.
Michael Nendwich
(Quelle: VSSÖ)
Von rund 421.000 Fahrrädern, die 2023 von der Fahrradindustrie an den österreichischen Sport- und Fahrradfachhandel verkauft wurden, waren 52 Prozent E-Bikes. Bei den Fahrrädern für Erwachsene liegt der Marktanteil sogar bei 62 Prozent. 
„Wir haben einen Meilenstein auf dem Weg zur nachhaltige Mobilitätswende erreicht“, berichtet Hans-Jürgen Schoder, Sprecher der Arge Fahrrad. „E-Bikes sind ein zentrales Verkehrsmittel für die Mobilität der Zukunft, da sie eine attraktive Alternative zum Auto darstellen. Kinder oder Waren können in der Stadt leicht mit dem E-Lastenrad befördert werden, Pendler können ohne zusätzliche Anstrengung die Arbeitswege mit dem E-Bike zurücklegen und Bevölkerungsgruppen, die aus verschiedenen Gründen nicht mit dem Fahrrad fahren können, bekommen durch das E-Bike Zugang zur individuellen, klimafreundlichen Mobilität.“ 

Wachstum bei Falt- und Transporträdern

„2023 wurde der Kauf von E-Falträdern erstmals im Rahmen der E-Mobilitätsoffensive gefördert“, erklärt Michael Nendwich, Sprecher des Sportartikelhandels in der Wirtschaftskammer Österreich und Geschäftsführer des VSSÖ. „Der Erfolg dieser Maßnahme ist auch bei den Verkaufszahlen der Fahrradindustrie an den Sport- und Fahrradfachhandel bemerkbar: 2023 wurden über 8.000 Falträder verkauft. Damit hat sich die Nachfrage innerhalb eines Jahres verdoppelt.“ 
Die Nachfrage nach Falträdern ohne elektrischen Antrieb ist höher: 68 Prozent der verkauften Falträder waren nicht-elektrisch. Durchschnittlich zahlt man für ein Faltrad ohne Akku 1.954 Euro, für ein E-Faltrad 2.578 Euro. Davon werden aktuell bis zu 500 Euro gefördert.
Bei Transportfahrrädern boomt der Markt insbesondere für motorisierte Cargobikes: Insgesamt wurden etwa 5.530 Lastenräder verkauft. Nur etwa 470 Stück davon waren ohne elektrischen Antrieb ausgerüstet (-14 Prozent). Demnach sind über 90 Prozent E-Transportfährräder mit elektrischem Antrieb ausgestattet (+19,8 Prozent). Der Durchschnittspreis für ein E-Transportfahrrad lag 2023 bei 5.620 Euro. Aktuell werden bis zu 900 Euro beim Neukauf durch die E-Mobilitätsoffensive gefördert.
Die E-Mobilitätsoffensive wird 2024 als gemeinsame Förderaktion des Klimaschutzministeriums und dem Sport- und Fahrradfachhandel fortgeführt. „Um den stationären Handel wirtschaftlich zu unterstützen, entfällt der Händleranteil von 150 Euro“, ergänzt Nendwich. „Inkludiert bleibt ein großes Fahrradservice beim Kauf. Dadurch erwarten wir uns auch 2024 deutliche Zuwächse beim Verkauf von Transportfahrrädern und Falträdern.“ 

Drittes Jahr in Folge über 1 Milliarde Euro Umsatz

Es war zu erwarten, dass der Fahrradabsatz von der Industrie an den Handel im Jahr 2023 zurückgehen wird. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Fahrradabsatz um 16,8 Prozent zurückgegangen. Damit nähert sich der Markt wieder dem Niveau von 2019 an. „In den Jahren 2020, 2021 und 2022 lag die Absatzmenge auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau“, ergänzt Schoder. „Dieses überproportionale Wachstum ist insbesondere durch pandemiebedingte Nachholeffekte entstanden und hat zu hohen Lagerbeständen im Handel 2022 und 2023 geführt. Infolgedessen wurden 2023 weniger Fahrräder von der Industrie an den Handel verkauft. Dadurch lassen sich jedoch keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Nachfrage nach Fahrrädern im Handel ziehen. Diese ist weiterhin sehr hoch und kann durch die gut gefüllten Lager auch sehr gut gedeckt werden. Der Sport- und Fahrradfachhandel berichtet mit einigen Ausnahmen von zufriedenstellenden Verkaufs- und Umsatzzahlen.“
Die Wirtschaftskraft bleibt weiterhin hoch: Das dritte Jahr in Folge werden mit Fahrradverkäufen im Sport- und Fahrradfachhandel über eine Milliarde Euro umgesetzt. Insgesamt werden 1,18 Milliarden Euro erwirtschaftet – das ist der zweithöchste Umsatz seit der Erhebung der Fahrradmarktzahlen durch die Arge Fahrrad und den VSSÖ. Wesentlicher Umsatztreiber sind nach wie vor E-Bikes: 75 Prozent des Gesamtumsatzes gehen auf E-Bike-Verkäufe zurück. Das entspricht 894 Millionen Euro.  

Positiver Ausblick auf das kommende Jahr 

Neben E-Bikes entwickeln sich auch andere Kategorien positiv: Unter den nicht-elektrisch betriebenen Fahrrädern sind die Modellkategorien Falträder (+39 Prozent), Cyclecross und Gravel (+20 Prozent) und Rennräder (+10 Prozent) am stärksten gewachsen. Ein Wachstum, das auch in den nächsten Jahren anhalten wird. 
„Fahrradfahren erfreut sich allgemein hoher Beliebtheit“, schließt Schoder ab. „Unsere Händler berichten Positives von den ersten drei Monaten dieses Jahres, insbesondere über die Osterverkäufe. Die Lagerbestände müssen erst abgebaut werden, spätestens 2025 rechnen wir aber mit einer Stabilisierung des Fahrradmarktes auch für die Industrie.“



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