Krieg bedroht Frachtschiffe 17.01.2024, 10:00 Uhr

Containerpreise verdreifacht, Hersteller bleiben gelassen

In der Seeschifffahrt steigen die Containerpreise. Das trifft auch die Fahrradbranche, deren Importe vorwiegend aus Asien kommen. SAZbike befragte Paul Lange & Co., Stevens, Messingschlager und Giant nach den Folgen.
Containerschiff auf hoher See
(Quelle: Shutterstock / Sven Hansche)
Ursache der steigenden Frachtpreise ist die Bedrohung von Schiffen im Roten Meer, ausgehend vom Küstenstaat Jemen. Das Rote Meer ist mit dem Suezkanal das Nadelöhr auf dem Weg ins Mittelmeer, der kürzesten Verbindung zwischen Asien und Europa. Containerschiffe meiden die gefährliche Passage jetzt und fahren um Südafrika herum.
Die Online-Plattform Freigthos.com, ein Portal für Frachtbuchungen, nennt Preise für den Transport eines Hochseeecontainers von Asien nach Nordeuropa: Am 15. Dezember kostete ein Container 1.467 US-Dollar, am 12. Januar lag der Preis bei 4.757 US-Dollar. Freightos betont, dass dies immer noch deutlich unter den Höchstständen während der Pandemie liegt.
SAZbike befragte fünf Fahrradunternehmen, deren Geschäft wesentlich von den Lieferanten aus Asien abhängt, zu den Folgen. Da die meisten Unternehmen langfristige Lieferverträge geschlossen haben, sind die Folgen aktuell noch gering. Je länger der Krieg aber dauert, desto unausweichlicher sind Preiserhöhungen bei neuen Verträgen.

Paul Lange & Co.: langfristige Verträge für stabile Preise

Michael Wild, Marketingleiter bei Paul Lange & Co. OHG, teilt mit: „Wir arbeiten immer mit so genannten Long Term Contracts und konnten den aktuellen zu einem kostenmäßig günstigen Zeitpunkt abschließen. Daher sind wir bei den Grundpreisen aktuell nicht betroffen. Dennoch belasten auch uns natürlich die kurzfristigen Zuschläge für die Peak Season Surcharge.“

Stevens: noch keine Ausfälle, Frachtkosten steigen aber

Volker Dohrmann, Leiter für Strategie, Produkte und Marketing beim Hamburger Fahrradhersteller Stevens, teilt mit, dass Stevens in der Produktion etwas umstellen musste, aber bisher keine Verzüge oder Ausfälle verzeichnet: „Da das meiste schon angeliefert wurde, ist der Effekt auf die Radbranche wohl nicht so groß wie bei einem Tesla in Brandenburg, der nicht weiter montieren kann. Dennoch spüren alle Marktteilnehmer die steigenden Preise und zum Teil fehlenden oder verzögerten Komponenten. Wobei die Laufzeiten gegebenenfalls mehr spürbar sind als die realen Fracht-Aufpreise.“ Der Seefracht-Dienstleister von Stevens teilte mit, dass auch das bevorstehende chinesische Neujahrsfest am 10. Februar zu anhaltend starker Buchungsnachfrage führe und durch die Umleitung der Containerschiffe um Afrika sowie den Mangel an Containern mehrere Abfahrten zwischen Asien und Europa ausfallen.

Messingschlager: Container bleiben teuer, Versorgung ungefährdet

Dennis Schömburg, Geschäftsführer des Taiwan-Spezialisten und Importeurs Messingschlager: „Die Containerraten sind derzeit massiv gestiegen, was nicht nur dem jährlichen Nadelöhr ,Chinesisches Neujahrsfest‘, sondern auch dem neunen Faktor ,Krise im Roten Meer‘ geschuldet ist. Die Transportpreise haben sich in kurzer Zeit verdreifacht bei Laufzeitverlängerung von ca. 14 bis 18 Tagen. Erschwerend kommt hinzu, dass es zu weiteren Problemen in der nahen Zukunft kommen dürfte, da die Rückfrachten der Leercontainer und die Re-Routings der Schiffe die Verschiffungspläne erneut auf den Kopf stellen. 
Eine Reduzierung der Containerpreise ist in den kommenden Monaten nicht zu erwarten, da das Kriegsgeschehen weiterhin Einfluss ausübt und die Reedereien hier weniger Frachtraum zur Verfügung stellen um die höheren Raten entsprechend zu untermauern. Die Versorgung im Teilebereich sehen wir von unserer Seite momentan als gesichert an, da unsere Lager gut gefüllt sind und die Nachfrage in der näheren Zukunft abgedeckt werden kann.“

Giant: Konfliktdauer entscheidend für Preise

Katharina Winklbauer, bei Giant Deutschland verantwortlich für Production Planning, Inbound Logistics und Stock Management und somit immer in Kontakt mit den Fabriken und Logistikteams des weltweit größten Premium-Fahrraherstellers, teilt mit: „Aufgrund der Vorfälle im Roten Meer, sehen sich auch die Reedereien, mit denen die Giant Group zusammenarbeitet, gezwungen, ihre Routen über die Spitze von Südafrika anzupassen. Momentan müssen wir daher mit einer längeren Transitzeit unserer Seecontainer aus Asien von ca. zwei bis drei Wochen rechnen. Trotzdem bleiben kurzfristig unsere Frachtraten unverändert, da die Giant Group langfristige Verträge mit Reedereien abgeschlossen hat. Zu beachten ist, je länger in dieser Region dieser Konflikt anhält und eine Umleitung von Nöten ist, desto wahrscheinlicher, dass Reedereien bei der Verhandlung von Neuverträgen die Kosten umlegen werden. Zusammengefasst hängt die zukünftige Entwicklung unserer Logistikkosten davon ab, in welchem Ausmaß und über welche Dauer der Konflikt andauert und wie lange Reedereien aus Sicherheitsgründen gezwungen sind, längere Ausweichrouten zu wählen.“



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